Stephan ist seit zehn Jahren Busfahrer. Der 54-Jährige macht seine Arbeit gern, fährt am liebsten Strecken auf dem Überland. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.
Welche Eigenschaften braucht man als Busfahrer?
Ruhe! In meinem Job darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Straßenverkehr ist es wichtig, geduldig zu bleiben. Auch wenn der Bus mal Verspätung hat, darf ich nicht unruhig werden, denn die Sicherheit geht immer vor! Außerdem braucht es eine gute Menschenkenntnis. Ich habe jeden Tag mit den unterschiedlichsten Leuten in jedem Alter zu tun. Da muss ich einschätzen, wie ich mit den Menschen umgehen kann. Aber das kommt mit der Erfahrung.
Warum sind Sie Busfahrer geworden?
Damit mir die Frauen hinterherrennen! Nein, das war ein Spaß. Es war eigentlich schon als Kind mein Berufswunsch. Ich habe nach der Schule aber eine Ausbildung als Elektromonteur gemacht und dann lange als Maschinist gearbeitet. Als in der Firma, in der ich angestellt war, Stellen abgebaut wurden, habe ich meinen Busschein endlich gemacht.
Was macht an dem Job am meisten Spaß?
Auf jeden Fall der Kontakt zu den Menschen. Ich brauche das in meinem Beruf einfach. Im Bus hat man immer mit anderen Leuten zu tun. Auch wenn das manchmal eine Herausforderung ist, macht mir das viel Spaß.
Und was macht am wenigsten Spaß?
Der Straßenverkehr… der ist oft sehr belastend. Und freche Fahrgäste. Aber wie gesagt, ich schaffe es immer, ruhig zu bleiben. Vieles lächle ich einfach weg.
Haben Sie schon mal etwas Kurioses im Bus gefunden?
Ja, einmal bin ich an der Endhaltestelle durch den Bus gegangen und habe ein Gebiss gefunden. Ein Kinderwagen wurde auch schon mal vergessen. Zum Glück lag das Kind aber nicht drin, das hatten die Eltern mitgenommen. Außerdem habe ich mal eine Geldbörse gefunden, in der 5.000 Euro lagen. Ich habe sie natürlich abgegeben.
Was ist, wenn man das Portemonnaie vergessen und kein Geld für eine Fahrkarte hat?
Grundsätzlich benötigt man für eine Mitfahrt eine gültige Fahrkarte. Aber natürlich helfen wir jedem, der Hilfe braucht. In meinen Bus ist mal eine Frau gestiegen, die auf dem Weg ins Frauenhaus war. Ich habe ihr geholfen, egal ob mit oder ohne Fahrschein.
Fährt ein Fahrer immer auf der gleichen Linie?
Nein. Das wäre sehr gefährlich, da sich dadurch eine Routine einschleichen würde. Als Busfahrer muss man sehr aufmerksam sein. Diese Aufmerksamkeit nimmt ab, wenn die Fahrer zu sehr in ihrer Routine sind.
Warum kommt der Bus manchmal zu spät?
Das liegt am Verkehr. Niemand von uns Fahrern kommt mit Absicht zu spät. Vor allem zu den Hauptstoßzeiten, beispielsweise im Feierabendverkehr, kann es zu Verspätungen kommen. Manchmal braucht es auch länger, einem Fahrgast im Rollstuhl beim Ein- und Ausstieg zu helfen. Mir ist es aber wichtig, dass alle Fahrgäste sicher an ihr Ziel kommen, deshalb nehme ich die kleine Verspätung in Kauf.
Haben Sie schon mal einen Unfall gebaut?
Nein, zum Glück nicht. Aber mir hat mal ein PKW die Vorfahrt genommen. Ich musste eine Vollbremsung machen und zwei Fahrgäste sind so schlimm gestürzt, dass der Krankenwagen kommen musste. Zum Glück konnte der Unfallverursacher schnell gefunden werden.
Was würden Sie den Erfurtern gerne sagen?
Ich habe oft das Gefühl, dass mein Job sehr wenig wertgeschätzt wird. Aber ich mache mehr, als nur aus einem großen Fenster zu schauen. Ich spreche da für alle Fahrer, wenn ich sage, dass die Arbeit mehr Anerkennung und Respekt verdient. Viele sehen beispielsweise nur, wie viele Unfälle gebaut werden aber nicht, wie viele wir eigentlich verhindern. Wenn wir nicht für fünf Autos im Voraus und auch für die Fußgänger mitdenken würden, wäre die Unfallquote sehr viel höher. Seit der Corona-Pandemie ist irgendwie die Freundlichkeit verloren gegangen. Über ein kleines Lächeln oder ein Hallo beim Einsteigen in den Bus freue ich mich.
Aktuell suchen wir wieder Busfahrer: www.evag-erfurt.de/stellenangebote.
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