Diesmal soll es ausgehend vom Humboldtschen Bildungsbegriff um die bildenden Potenziale von Kunst gehen. Dabei wird Bildung weniger als Aneignung eines Wissenskanons verstanden, sondern als Entwicklung und Transformation von Selbst und Weltverhältnissen. Die erste Veranstaltung findet am Dienstag, 25. Oktober, um 18 Uhr im Rathausfestsaal statt. Referent ist Dr. Thomas Glaser von der Universität Erfurt. Er spricht zum Thema „Spiel, Mensch! Das Theater als ästhetische Bildungsanstalt?”. Der Eintritt ist frei.
Prozesse der Selbstbildung und der Entfaltung der Persönlichkeit sowie eine soziale Bezugnahme sind integrative Elemente einer solchen Bildung, die nicht an von außen gesetzten Zwecken orientiert ist, sondern ihren Sinn und Zweck in sich selbst begründet. Insbesondere die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur scheint dazu geeignet zu sein, dem Anspruch der Zweckfreiheit zu entsprechen. So wird die Kunst einer Sphäre des interesselosen Wohlgefallens (Kant), der Freiheit und des Spiels (Schiller) und des Utopischen (Adorno) zugeordnet und ist mit dem Anspruch der Selbstzweckhaftigkeit verbunden.
Auch wenn Kunst als ein widerständiges Moment gegen bestehende gesellschaftliche Realitäten begriffen werden kann, lässt sich diese nicht als ein Instrument vereinnahmen, ohne dabei ihre eigentlichen künstlerischen Qualitäten einzubüßen. Kulturelle Praxisformen generell können als Handlungen verstanden werden, die Bildungsprozesse ermöglichen und sich instrumentellen Zwecken entziehen. Wird ein weiter Kulturbegriff angewendet, der eine Lebensweltbezogenheit zulässt, bezieht sich dies auch auf Alltagskulturen, Medienkulturen sowie Kinder und Jugendkulturen. Auch diesen können dann bildende Potenziale zugesprochen werden.
Von besonderer Relevanz ist die Anwendung eines oben umrissenen Bildungsbegriffs für eine Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, da mit diesem nicht ausschließlich Prozesse der Selbstbildung als zentral erachtet werden. Vielmehr wird die Bildung des Subjekts an eine Orientierung auf die Welt gekoppelt, ohne dabei den Anspruch der Zweckfreiheit von Bildung aufzugeben. Möglich ist es mit diesem Bildungsbegriff, eine Entgegensetzung von Kunst bzw. Kultur und Leben aufzugeben und die soziale Wirkung von Kunst und Kultur zu benennen, ohne dass diese ihrer Unverfügbarkeit und Rätselhaftigkeit beraubt werden.
Diese spezifischen Bildungspotenziale von Kunst- und Kultur in der Ausbildung von Individualität und Sozialität sollen nun in der Ringvorlesung herausgearbeitet werden. Dabei richtet sich ein besonderes Interesse auf aktuelle Entwicklungen, die u.a. mit digitalen Medienkulturen, Globalisierung und Migration einhergehen. Thematisiert werden dabei nicht nur verschiedene Kunstgattungen und kulturelle Praxisformen wie bildende Kunst, Tanz, Film und digitale Produktionen, sondern auch Vermittlungsinstanzen wie Museen, Kunstvereine, Bibliotheken und Medien, die die rezeptive und produktive Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur und die hiermit einhergehenden Bildungsprozesse erst ermöglichen.
Die Vorträge der Ringvorlesung finden wie gewohnt jeweils dienstags um 18 Uhr im Rathausfestsaal oder im Audimax der Fachhochschule, Altonaer Straße 25, sowie im Max-Weber-Kolleg, Am Hügel 1, statt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Das genaue Programm entnehmen Sie bitte anhängender Datei oder der Website zur Ringvorlesung www.uni-erfurt.de/campus/veranstaltungen/ringvorlesungen.