Die Mitarbeiter im Arbeitgeber-Service haben den Unternehmen gezielt 220 Bewerber mit Behinderungen vorgeschlagen. „Leider profitieren Menschen mit Behinderungen deutlich geringer vom gestiegenen Fachkräftebedarf. Die Woche war gut und richtig, um Unternehmen zu sensibilisieren und auf Menschen mit Behinderungen als Fachkräfte aufmerksam zu machen. Schließlich scheuen sich viele Unternehmen, Menschen mit Handicap einzustellen, obwohl sie gut qualifiziert sind und man das Handicap vielen auf den ersten Blick gar nicht ansieht“, sagt Beatrice Ströhl, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt. „Doch wir werden unsere Aktionen nicht auf eine Woche beschränken. Schließlich wollen wir dem Arbeitgeber den am besten geeigneten Mitarbeiter liefern und das kann auch jemand mit Behinderung sein. Bei uns dauert die Woche der Menschen mit Behinderungen 365 Tage“, sagt Ströhl.
Auch als Arbeitgeber geht die Agentur für Arbeit Erfurt mit gutem Beispiel voran. Die Beschäftigungsquote liegt bei 9,6 Prozent. Auch bei den Nachwuchskräften wird Wert darauf gelegt, dass Menschen mit Behinderungen eine Chance bekommen. Derzeit haben 7 Prozent der Azubis eine körperliche Beeinträchtigung.
In der Aktionswoche wurden Unternehmen besucht, die die Beschäftigungsquote übererfüllen und nicht erfüllen, die Möglichkeit zur Auftragsvergabe an Behindertenwerkstätten aufgezeigt, in einer Kontaktbörse Auszubildende Rehabilitanden mit Unternehmen zusammengebracht, ein Projekt zur Beschäftigung von Schwerbehinderten in der Zeitarbeit gestartet und eine Infobörse zur Vermittlung von arbeitslosen Menschen mit Behinderungen und Unternehmen durchgeführt. Dazu kommen 532 Anschreiben an Unternehmen im Vorfeld.
Landeshauptstadt Erfurt
In Erfurt kontaktierten Arbeitsvermittler 108 Unternehmen und brachten die Bewerbungsunterlagen von ca. 100 Menschen mit Handicap ins Gespräch. „Den Bewerbern mit Behinderungen fällt der Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht leicht. Oft wissen Unternehmen zu wenig über die Einschränkungen. Das schafft Unsicherheit und Vorbehalte. Da ist es wichtig, dass wir sie gezielt bei Unternehmen platzieren, um ihre Chancen zu erhöhen“, sagt Beatrice Ströhl, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt. In der Landeshauptstadt waren im November 585 Menschen mit Handicap arbeitslos. Zwar profitieren die schwerbehinderten arbeitslosen Menschen vom Aufschwung am Arbeitsmarkt – jedoch bei weitem nicht so stark wie die Arbeitslosen insgesamt. Der fünfjährige Vergleich zeigt: Bei allen Arbeitslosen sank die Arbeitslosigkeit um fast 40 Prozent, bei den Schwerbehinderten um 17 Prozent. „Unternehmen, die dringend Fachkräfte suchen, sollten alle noch brach liegenden Potentiale entdecken – auch Menschen mit Handicaps“, so Ströhl.
In Erfurt sind es vor allem Unternehmen der Energie- und Wasserversorgung, die die gesetzliche Pflichtquote von 5 Prozent schwerbehinderten Menschen beschäftigten und mind. 20 Arbeitsplätze haben. Deutlich niedriger sind die Beschäftigungsquote im Baugewerbe, Handel, Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe.
Landkreis Sömmerda
Im Landkreis kontaktierten Arbeitsvermittler 60 Unternehmen und sprachen über die Profile von über 50 Menschen mit Handicaps. „Unser Ziel war es in dieser Aktionswoche, Vorbehalte aufzubrechen und für Fachkräfte mit Handicap zu werben. Die organisierte Informations- und Kontaktbörse am Nikolaustag war eine zusätzliche Möglichkeit für Bewerber und Unternehmen sich kennenzulernen. Die Eingliederung von Menschen mit körperlichen Einschränkungen steht auch weiterhin ganzjährig im Fokus unseres Vermittlungsgeschäfts“, sagt Ralf Neuland, Leiter der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Sömmerda. 40 Bewerber mit körperlichen Einschränkungen nutzten die erste Infobörse der Agentur für Arbeit Sömmerda und des Jobcenters in der Hauptwerkstatt der Finneck-Werkstätten am Nikolaustag. Ein Unternehmen entschied sich, Aufträge an die Werkstatt zu geben. Durch die Gespräche mit den Unternehmen konnten sechs Arbeitnehmer in die engere Auswahl bei Bewerbungsprozessen platziert werden.
Im Landkreis waren im November 289 Menschen mit Handicaps arbeitslos. Die Zahl ist seit einigen Jahren konstant. Im Landkreis Sömmerda sind es vor allem der Dienstleistungssektor und das Gesundheitswesen, die die gesetzliche Pflichtquote erfüllen und 5 Prozent schwerbehinderte Menschen beschäftigen. Deutlich niedriger sind die Beschäftigungsquoten im Baugewerbe, in der Logistikbranche und im Handel.
Nördlicher Ilm-Kreis
Im nördlichen Ilm-Kreis kontaktierten Arbeitsvermittler 45 Unternehmen und sprachen über die Profile von über 30 Menschen mit Handicaps. „In dieser Aktionswoche sind wir mit Unternehmen ins Gespräch gekommen, um Hürden abzubauen und für die Fachkräfte mit Behinderungen zu werben. Wir haben Leuchtturm-Unternehmen und eine Werkstatt für behinderte Menschen besucht und ein Vermittlungsprojekt gestartet“, sagt Martina Lang, Leiterin der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Arnstadt. Dass dies auch in Zeiten des Fachkräftebedarfs noch erforderlich ist, zeigen die Beschäftigungsquoten: In den Branchen Bau- und Gastgewerbe, Handel und Logistik liegt die Beschäftigungsquote unter 2 Prozent. Dagegen wird im Grundstücks- und Wohnungswesen und im Gesundheits- und Sozialwesen die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote von 5 Prozent erfüllt.
Im nördlichen Ilm-Kreis waren im November 179 Menschen mit Handicaps arbeitslos. Vor fünf Jahren waren es 216.
Stadt Weimar und Kreis Weimarer Land
In der Kulturstadt und im Landkreis kontaktierten Arbeitsvermittler 80 Unternehmen und sprachen über die Profile von über 40 Menschen mit Handicaps. „Die Aktionswoche haben wir gezielt genutzt, um Fachkräfte mit Handicaps ins Gespräch zu bringen und Vorurteile abzubauen. Viele Behinderungen sind auf den ersten Blick gar nicht zu sehen und die Bewerber sind gut qualifiziert. Da lohnt sich oft ein zweiter Blick“, sagt Wolfgang Lepper, Leiter der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Weimar. Dass hier noch Potentiale zu erschließen sind, zeigen die Beschäftigungsquoten: In den Branchen Bau- und Gastgewerbe sowie im Handel liegen die Beschäftigungsquoten im Durchschnitt unter drei Prozent. In der Metallbranche und im Gesundheits- und Sozialwesen wird die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote von 5 Prozent erfüllt. In der Stadt waren im November 123 Menschen mit Handicaps arbeitslos. Im Landkreis waren 213 Menschen mit Behinderungen ohne Arbeit. Hier liegen die Beschäftigungsquoten im Bau- und Gastgewerbe, im Handel sowie in der Logistik unter drei Prozent. Im Gesundheits- und Sozialwesen und in der öffentlichen Verwaltung werden die gesetzlich vorgeschriebenen Beschäftigungsquoten übererfüllt. „Wir setzen unser Engagement fort. Es soll nicht bei einer Aktionswoche bleiben, denn wir vermitteln auch weiterhin die fachlich am besten geeigneten Bewerber – natürlich auch mit Handicaps“, so Lepper.