Die 3. Tagung des URBIO Netzwerkes beschäftigte sich vom 8. -12. Oktober 2012 mit einer der größten Bedrohungen für das Leben auf der Erde, „Stadtentwicklung und Klimawandel“, wobei es darum ging, wie Städte den Klimawandel abschwächen bzw. sich an ihn anpassen können.
Urbanisierung ist weltweit ein Hauptverursacher des Verlustes biologischer Vielfalt und des Klimawandels. Heute ist es eine der wichtigsten Aufgaben, innovative Lösungen zu finden, um den ökologischen Fußabdruck von Städten und die Störungsanfälligkeit urbaner Ökosysteme zu senken. Städte haben als Schmelztiegel des Fortschritts das Potenzial, nachhaltiges und lebenswertes Wachstum mit den besten Möglichkeiten natürlicher Ressourcenverwaltung zu verbinden. Ihre wirtschaftlichen Skaleneffekte, die Konzentration von politischer Entscheidungsmacht sowie die Fertigkeiten verschiedener Kulturen, die in Städten zusammenfließen, machen es möglich, brauchbare Lösungen für unsere drängendsten Probleme zu finden, die danach in größerem Maßstab replizierbar sind.
Über 200 Wissenschaftler und Praktiker aus über 25 Ländern diskutierten vom 08.-12. Oktober am Indischen Institut für Technologie Bombay (Mumbai, Indien) die anstehenden Probleme und Notwendigkeiten für die Zukunft. Sechs Grundsatzreden analysierten den Einfluss von Klimawandel und Naturkatastrophen auf urbane Ökosysteme, die Wirtschaft, Stadtplanung und die menschliche Gesundheit. Sie präsentierten eine erste weltumspannende Bewertung des Einflusses der Urbanisierung auf Biodiversität und Dienstleistungen der Natur. In 22 wissenschaftlichen Symposien wurde der Einfluss von Urbanisierung auf Nahrungsmittelproduktion, Sicherheit und Wohlstand tiefgehend diskutiert. Viel Wert wurde auf den Einbezug aller Beteiligten (Regierung, Bürger, Wirtschaftsunternehmen etc.) in die Stadtplanung und -verwaltung gelegt, um nachhaltige und belastbare Lösungen für anstehende Probleme zu finden und unsere Städte fit für die Zukunft zu machen.
Klimawandel-Probleme sind immer besonders komplex. Obwohl die Welt stetig urbaner wird, sind die Wechselwirkungen zwischen Städten und Klimawandel weit weniger erforscht als andere Aspekte der globalen Erwärmung. In Hinblick auf den derzeitigen Anstieg des Ausstoßes an Treibhausgasen werden wir, selbst bei starken gemeinsamen Bestrebungen des Gegensteuerns, mit einem Anstieg sowohl in Häufigkeit als auch Intensität von Hitzewellen, Dürren, Stürmen, Überflutungen und Meeresspiegelhebung zu rechnen haben. Städte müssen bereit sein, die Hauptlast dieser Effekte zu tragen, lebt doch über die Hälfte der Menschheit in Städten, die meist an besonders gefährdeten Stellen wie Küsten und Flüssen zu finden sind. Zur selben Zeit produzieren Städte 60-70% des weltweiten Treibhausgasausstoßes. Deshalb können und müssen Städte die wichtigen Rollen in der Abschwächung des und der Anpassung an den Klimawandel spielen.
Die Ergebnisse der Tagung und die Forderung der Wissenschaftler nach mehr angewandter Forschung im Bereich Klimawandel in Städten wurden auf der Mitgliederkonferenz der UN Biodiversitätskonvention (COP 11) in Hyderabad (Indien) den 192 Mitgliedsstaaten vorgestellt und Empfehlungen gegeben, was in Zukunft notwendig ist .
Die Arbeit des URBIO Netzwerkes wurde 2006 – 2009 und 2012 -2014 durch das Bundesamt für Naturschutz und das Bundesministerium für Umwelt gefördert. Derzeit arbeitet die Gruppe um Prof. Müller an einer weltweiten Studie zu den Auswirkungen der Urbanisierung auf die Biodiversität und die Dienstleistungen der Natur.
Text: Norbert Müller und Martin Kümmerling (FHE)