Von Heinz Zufall
Erfurt. Den Namen „Parkstraße“ trägt diese erst seit 1946. Bis dahin war die Bezeichnung „Am Augustapark“ amtlich, und das seit 1890.
Diese Namensgebung ging vor allem auf den Besuch der deutschen Kaiserin im Jahre 1876 zurück. Damals fand auch so etwas ähnliches wie die BUGA in Erfurt statt. Am Nordrand des Steigers erregte eine große Gartenbauausstellung das Interesse der Menschen. Das Ausstellungsgelände war ein bewirtschaftetes Feld, welches in ein 2,5 ha großes Blumenmeer verwandelt worden war. Die Schirmherrschaft über diese Ausstellung hatte Kaiserin Augusta übernommen.
Augusta war ja nicht nur die Gemahlin von Kaiser Wilhelm I. Vor allem war sie ja auch eine Thüringerin, stammte sie doch vom Hof in Weimar und sicher war sie erfreut, wieder einmal in die Heimat reisen zu können.
An einem regnerischen Septembertag 1876 traf Augusta in Erfurt ein. An den Domstufen hatten ganz in weiß gekleidete und blumengeschmückte Schülerinnen der Mittelschule ein großes “A” gebildet und bereiteten der Kaiserin einen herzlichen Empfang. Als die Kaiserin dann zum Nordabhang der damaligen Friedrich-Wilhelm-Höhe zum Ausstellungsgelände fuhr, soll sie überaus begeistert gewesen sein.
Im Anschluss an die Gartenschau pachtete der Erfurter Verschönerungsverein das Gelände und schuf durch die Anpflanzung von Baum- und Strauchgruppen einen städtischen Park, der ab 1878 zu Ehren der Kaiserin „Augusta-Park“ genannt wurde. Die in ihm aufgestellte Säule, welche einen Adler trug, war ein Geschenk der Kaiserin.
Als die Kaiserin im Januar 1890 verstarb, wurde auch die an das Ausstellungsgelände grenzende Straße nach ihr benannt. Nach dem II. Weltkrieg tilgte man aus dem Erfurter Straßenbild alles, was in irgendeinem Zusammenhang an das militaristische Erbe erinnerte und so verkürzte sich der Straßennamen auf die heutige Form.
Das beeindruckendste Bauwerk der Straße dürfte die ehemalige Bankiersvilla von Hermann Stürcke sein, welche wohl gerade vom Freistaat Thüringen veräußert wird.
Es gibt noch weitere Bezeichnungen in Erfurt, die auf die Kaiserin zurückzuführen sind: die Augustaburg war ein Ausflugslokal im Steiger, gleich neben dem Waldkasino, welches es eigenständig nicht mehr gibt und das am Hospitalplatz gelegene Augusta-Viktoria-Stift.
Zu prüfen wäre noch, ob auch der Augusta-Tunnel in Schmira auf die die intelligente, musisch begabte und am Weimarer Hof liberal erzogene Augusta Marie Luise Katharina von Sachsen-Weimar-Eisenach verweist.