Die Jungfernfahrt des ersten Erfurter Tramlinks jährt sich am 20. Mai zum dritten Mal. 2021 wurde die Straßenbahn mit der Nummer 801 aus dem spanischen Valencia nach Erfurt geliefert. 13 weitere folgten ihr in den kommenden Monaten. Insgesamt haben sie schon 1,7 Millionen Kilometer zurückgelegt. Wir haben den Jahrestag des ersten Tramlinks genutzt, um euch einen Einblick hinter die Kulissen der EVAG zu geben. Steffen Triebel ist Leiter des Geschäftsbereichs Technik bei den Erfurter Verkehrsbetrieben. Er kennt die Zahlen und Fakten zu den Tramlinks.
Wie viele Tramlinks gibt es in Erfurt? Und wann kommen die nächsten?
Steffen Triebel: „Zurzeit haben wir 14 Tramlinks. Zehn weitere sollen folgen. Sie wurden letztes Jahr im Mai bestellt und werden wie ihre Vorgänger auch in Valencia gebaut. Gemeinsam mit meinen Kollegen war ich dort schon zur Projektbesprechung. Die Produktion startet im Juni 2024. Im Herbst 2025 beginnt die Abnahme und Anfang 2026 wird der erste neue Tramlink nach Erfurt gebracht. Der Plan ist, dass dann im ersten Quartal des Jahres zwei Fahrzeuge hier ankommen. Dann folgen jeden Monat zwei Weitere. Am 31.12.2026 ist das Projekt abgeschlossen.“
Wie kommen die Bahnen von Valencia nach Erfurt?
Steffen Triebel: „Die Tramlinks werden in zwei Teile zerlegt und mithilfe von Tiefladern von Valencia nach Bilbao gebracht. Auf dem Schiff geht es dann weiter zum belgischen Hafen Zeebrügge und von dort aus auf der Straße weiter bis nach Erfurt.“
Was passiert mit den alten Straßenbahnen?
Steffen Triebel: „Insgesamt besitzen die Erfurter Verkehrsbetriebe 93 Stadtbahnen für den Linieneinsatz, diese Anzahl soll beibehalten werden. Wir werden zehn MGT 6D aussortieren. Davon haben wir insgesamt 16. Die aussortierten Bahnen werden als Ersatzteilspender für die sechs verbleibenden dienen. Vielleicht geben wir auch eine Straßenbahn in das Straßenbahnmuseum nach Weimar, aber das ist noch nicht konkret.“
Welche technischen Eigenschaften unterscheiden die Tramlinks zu den anderen Bahnen?
Steffen Triebel: Wir wollten mit dem Tramlink wieder 100% Barrierefreiheit für unsere Fahrgäste, speziell keine Stufen in den Laufwegen. Außerdem sollte der Verschleiß an den Radreifen viel geringer als bei den Vorgänger-Combinos sein. Die Lösung sind Radreifen, die über eine Welle verbunden sind, wir sagen verbundene Radsätze dazu. Dazu mussten allerdings die Antriebsmotoren oberhalb der Fahrwerke angebracht werden, sodass die Laufwege in der Mitte frei bleiben. Das ist eine Innovation. Stadler hat das mit dem Tramlink zum ersten Mal geschafft. Ein weiterer Vorteil: Die Straßenbahn fährt dadurch viel leiser.
Dann gibt es in den neuen Straßenbahnen Fahrgast- Klimaanlagen. Die Vorgänger-Straßenbahnen hatten keine, da der Energieverlust durch das ständige Öffnen der Türen sehr hoch ist. Das Ziel für die Tramlinks war deshalb eine hocheffiziente Klimaanlage. Die Lösung: CO2-Regelung. Im Fahrzeug wird der CO2-Anteil in der Luft gemessen. Je höher er ist, desto höher ist die Fahrgastanzahl und desto mehr Leistung wird der Klimaanlage zur Verfügung gestellt. Weiterhin misst der Tramlink die Außentemperatur unter der Bahn, also im Schatten, und reguliert die Innentemperatur auf die gleiche Gradzahl. Das ist energiesparender und angenehm für die Fahrgäste, da der Temperaturunterschied zwischen dem Tramlink und der Umgebung nie zu groß ist. Die kühle Luft kommt dann von der Decke und „rieselt“ herunter.
Auch die Heizung im Tramlink unterscheidet sich zu den anderen Stadtbahnen. Während ein Combino die Motorabwärme einfach nur an die Umwelt abgegeben hat, nutzt der Tramlink sie, um den Innenraum im Winter mit zu beheizen.“
Werden die Tramlinks auf bestimmten Linien mehr eingesetzt als auf anderen?
Steffen Triebel: „Die Tramlinks werden vor allem da eingesetzt, wo ein besonders großes Fahrgastaufkommen herrscht. Das gilt neben den meistgenutzten Achsen auch bei Großveranstaltungen in Erfurt.“
Benötigen die Fahrer eine extra Schulung für die Tramlinks?
Steffen Triebel: „Ja. Alle Fahrer wurden mit der Ankunft der Tramlinks 2021 in Theorie und Praxis geschult. Auch Nachschulungen sind bei Unsicherheit mit dem Fahrzeug möglich.“
Zahlen und Fakten zum Tramlink
- Länge: 42,49 Meter
- Breite: 2,3 Meter
- Höhe: 3,61 Meter
- Gewicht: 52,53 Tonnen
- Sitzplätze: 102
- Insgesamt Platz für 248 Fahrgäste
- Anzahl Fahrgasttüren: 7
- Kosten für ein Fahrzeug: rund 4 Mio. Euro
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