Neuer Willkommensort der Erfurter Bahnhofsmission zwischen Gleis 3 und 8
Die Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission waren bislang mobil als „Streetworker“ am Erfurter Hauptbahnhof im Einsatz. Seit November 2022 haben sie mit dem neuen schmucken Pavillon zwischen den Gleisen 3 und 8 einen Anlaufpunkt, für sich und für alle Hilfesuchenden. Hier gibt es neben einem ruhigen Platz auch einen heißen Tee oder einen süßen Seelentröster. Im Notfall auch eine trockene, warme Hose oder einen Essengutschein für den Bäcker in der Bahnhofshalle.
Reisende beim Ein- oder Aussteigen zu unterstützen, gehört zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen in den blauen Jacken der Bahnhofsmission. Und Ansprechpartner zu sein – für die kleinen Alltagssorgen und auch für die großen Probleme des Lebens. Der Bahnhof ist nicht nur zentraler Verkehrsknoten, an dem täglich Tausende ankommen oder abfahren, an dem Willkommen gesagt und Abschied genommen wird. Für Menschen auf der Schattenseite des Lebens ist es ein Ort gegen die Einsamkeit, ein Anlaufpunkt, um irgendwann über persönliche Probleme zu sprechen.
Konkrete Hilfe aufzeigen, einen Ansprechpartner benennen und Trost spenden, dazu sind die 27 ehrenamtlichen Helfer der Bahnhofsmission jeden Freitag- und Sonntagnachmittag im Einsatz. Für die bevorstehenden Weihnachtstage planen sie einen Gottesdienst in der Bahnhofshalle. Wer zum Fest einsam ist oder Wartezeit auf dem Weg nach Hause überbrücken muss, findet bei den Freiwilligen der Bahnhofsmission ehrliche Zuwendung und Herzenswärme. Die Bahnhofsmission ist auch ein Treffpunkt für ehemalige Bahnmitarbeiter, denen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Für sie ist der Bahnhof ein Lebensort. Zum Reden kommen sie gern vorbei und aus alter Gewohnheit. Das Geräusch der Dieselloks, die vorbei hastenden Menschen, der Geruch nach Öl und Metall – der Bahnhof hat sein eigenes Flair.
Die Deutsche Bahn (DB) investierte insgesamt 500.000 Euro für die neuen Räume der Bahnhofsmission. Durch intensives Fundraising der Erfurter Bahnhofsmission konnten davon 165.000 Euro aus Stiftungsmitteln, vor allem der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer und der Share Value Stiftung sowie durch Spenden beigetragen werden. In die Innenausstattung mit Küche und Mobiliar sind u. a. auch die Mittel der SWE aus dem Projekt 21 x 1000 geflossen. Dr. Hubertus Schönemann, ehrenamtlicher Leiter der blauen „Engel am Zug“, nimmt sich viel Zeit für ein Gespräch mit den Interessenten, die vor einem Probedienst zum Kennenlernen vorbei kommen. Als wichtigste Eigenschaft für die Mitarbeit in der Bahnhofsmission nennt er das Interesse am Menschen und den Wunsch, die Hilfesuchenden in ihrer Würde zu stärken. Neben der notwendigen Zeit für den regelmäßigen Einsatz im und am Bahnhof muss auch die persönliche Lebenssituation der Helfer passen. Wer mit negativen Gedanken zum Dienst kommt, nimmt vielleicht die feinen Signale nicht wahr, die der Hilfesuchende aussendet. Oder es entwickelt sich ein Helfersyndrom, bei dem der Helfende sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Drei Freiwillige sind immer mindestens gemeinsam vor Ort. Die „Engel am Zug“ werden mit jährlichen Fortbildungen unterstützt und geben sich auch in der Gemeinschaft gegenseitig Kraft für den ehrenamtlichen Dienst. Oft sind in schwierigen Situationen aber schon ein wenig menschliche Wärme und Zuhören ausreichend oder kleine Hilfsangebote, um die Situation aufzulösen.
Im Video Dr. Hubertus Schönemann zu den besonderen Stunden zwischen Gleis 3 und 8:
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