„Im Normalfall sollte eine Straße mindestens 25 Jahre alt werden, ohne dass sie grundlegend erneuert werden muss, das hat die Gothaer Straße erst einmal geschafft“, so Erfurts Tiefbauamtschef Alexander Reintjes. Ziel von Straßenbauingenieuren sei es jedoch immer, besonders langlebige Straßen zu bauen, dazu gäbe es verschiedene Wege.
Einer davon ist der sogenannte Gummiasphalt. Er wird derzeit in der Gothaer Straße verbaut – erstmals in Erfurt. Die Idee, die dahintersteckt: Unter Beimischung von Gummimehl, gewonnen aus recycelten LKW-Reifen, den Asphalt haltbarer zu machen. Reintjes erklärt es so: „Asphalt besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten: zu ca. 93 Prozent aus einer mineralischen Komponente in verschiedenen Körnungen – also Steine in verschiedenen Größen – und zu 7 Prozent aus Bitumen als Bindemittel. Das Bitumen mischen wir mit Gummimehl. Der so verstärkte Bindemittelfilm soll die Gesteinskörnung dauerhaft umschließen, um insbesondere der Oxidation entgegenzuwirken.“ Denn genau diese Oxidation – die Reaktion von Bitumen mit Sonneneinstrahlung und Luft – führe zur Versprödung des Bindemittels und damit zu Rissen im Asphalt.
Bitumen und Gummi sollen also die Lebensdauer von Asphalt verlängern. Reintjes weiter: „Wir können mit modernen Technologien, Herstellungsverfahren und Einbauweisen die Eigenschaften unserer Asphalte sehr zielgerichtet steuern. Ganz sicher können wir bei diesem Material darauf vertrauen, dass wir eine Liegezeit von 30 Jahren und mehr erreichen.“
In der Gothaer Straße werden aktuell auf einer Länge von 1,5 km rund 6.000 Tonnen Asphalt verbaut – darin recycelt sind etwa 1.200 LKW-Reifen. Seit vergangener Woche ist Halbzeit auf der Baustelle. Die Fahrbahn stadteinwärts hat eine neue Asphaltdecke, ist frisch markiert und wieder befahrbar. Bis voraussichtlich Mitte September wird jetzt die stadtauswärtige Seite erneuert.
Mit dem Gummiasphalt geht Erfurt übrigens nicht das erste Mal innovative, neue Wege im Straßenbau. In den vergangenen Jahren machte der Erfurter Winterasphalt auf sich aufmerksam, mit dem der Straßenbetriebshof Schlaglöcher füllt. Reintjes: „Dabei kommt ein besonderer Asphalt zum Einsatz, den wir mit unserer eigens entwickelten Technologie erhitzen und im Winter heiß einbauen, wenn Asphaltmischanlagen ruhen.“