Die Insolvenzgerichte in Thüringen hatten 2013 viel tun. In Gera, Mühlhausen, Meinigen und Erfurt wurden fast 2000 Privatinsolvenzen gezählt, 30.000 Menschen suchten die ansässigen Beratungsstellen auf. Für diese Beratungsstellen gibt der Freistaat Thüringen rund 1,5 Millionen Euro aus. Doch das ist nicht alles: Um der Schuldenproblematik früh zu begegnen, werden Schüler auf die Gefahren der Schuldenfalle in einem speziellen Projekt hingewiesen.
Jugendliche müssen lernen, besser mit Geld umzugehen
Das Schuldenpräventionsprojekt für Schuler und Azubis heißt „Leben zwischen Traum und Wirklichkeit“ und findet in Erfurter Schulen ab der 8. Klassenstufe statt. Dafür gehen die jungen Leute aus den Klassenzimmern und besuchen verschiedene Institutionen. Dort erhalten sie seit Oktober 2007 am Projekttag Informationen über die Schuldensituation in Erfurt und in anderen Städten. Nach einer Präsentation vermittelt ihnen ein Rollenspiel die Perspektive des Schuldners. Dabei lernen sie auch etwas über die Beratungsangebote Erfurts. Ziel ist, die private Überschuldung im Keim zu ersticken. Dafür soll der bewusste Umgang mit Geld geschult und auf typische Schuldenfallen hingewiesen werden.
Im Netz informieren lernen
Sobald Jugendliche eigenes Geld verdienen, verfallen viele den verlockenden Angeboten, die sich oft gezielt an junge Leute richten. Obwohl online-affinen Schülern und jungen Berufsanfängern bei seriösen Kreditanbietern oft Hilfen wie ein Kreditrechner zur Verfügung stehen. Damit können sie sich theoretisch vergegenwärtigen, welche Rückzahlungspflichten ein Kredit mit sich bringt. Eine gute Schuldenprävention weist daher auch auf die umfassenden Informationsmöglichkeiten im Netz hin.
Das Projekt in Erfurt dient nicht nur der Armutsbekämpfung, sondern soll Jugendlichen auch eine bessere Lebens- und Haushaltsplanung ermöglichen. Vor allem das kritische Konsum- und Problembewusstsein wird gestärkt.
Junge Menschen besonders oft verschuldet
Die Wichtigkeit solcher Projekte verdeutlicht ein Blick in den Schuldenatlas. Das bequeme Zahlen auf Pump und der sorglose Umgang mit Geldkarten haben dafür gesorgt, dass jeder achte Jugendliche zwischen 18 und 20 Jahren nicht mehr in der Lage ist, seine Kosten zu decken. Die logische Konsequenz: Wachsende Schulden im Laufe des Lebens. Schon viele 20- bis 29-Jährige sind ihren Schulden kaum noch gewachsen. Eine frühe und genaue Schulung zur Kalkulation der Ein- und Ausgaben in jungen Jahren ist daher ein Weg zur Schuldenprävention, der dringend ausgebaut werden muss.
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