Erfurter Schittchenbäcker

Erfurter Schittchenbäcker

9. Dezember 2024
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Schittchen oder Stollen?

Das Erfurter Schittchen wurde 1329 erstmals urkundlich erwähnt und ist somit der älteste Weihnachtsstollen Deutschlands. Das Erfurter Schittchen erhielt seinen Namen wahrscheinlich wegen seiner länglichen, schmalen Form, die an einen Holzscheit erinnert. Eine andere Erklärung bezieht sich auf die typische Kante (den Scheid), die das Gebäck ziert.

Quelle: Erfurter Tourismus und Marketing GmbH

Erfurter Schittchen

Bäckerei und Konditorei Bauer

Im Erfurter Ortsteil Daberstedt liegt die Bäckerei und Konditorei Bauer, ein Traditionsbetrieb, der seit seiner Gründung im Jahr 1938 in dritter Generation als kleiner Familienbetrieb geführt wird.
ein Konditormeister aus Leidenschaft, hat bereits seine Ausbildung in der Bäckerei Bauer absolviert. Nach seiner Meisterprüfung und wertvollen Erfahrungen in der internationalen Patisserie kehrte er zurück in den Familienbetrieb, wo er nun seit 24 Jahren tätig ist. Die Liebe zum Backen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Schon seine Großeltern führten eine kleine Bäckerei.

Ein Höhepunkt im Jahr der Bäckerei ist die Weihnachtszeit. Von Mitte Oktober bis Dezember dreht sich alles um die Produktion der festlichen Spezialitäten – allen voran die Stollen. Rund 4.000 Stück werden jedes Jahr gebacken, wobei die genaue Zahl je nach Nachfrage auch einmal höher ausfallen kann.

Die Bäckerei Bauer bietet ihren Kunden sechs verschiedene Stollensorten, darunter Bauers feiner Butterstollen, auch bekannt als das „Erfurter Schittchen“, sowie Mandelstollen, Dinkelstollen und Mohnstollen. Auch für Kunden mit besonderen Ernährungsbedürfnissen wird gesorgt: So gibt es laktosefreien Stollen und seit letztem Jahr sogar eine glutenfreie Variante.

Die Rezepte für die Stollen sind immer noch die alten Familienrezepte. Besonders beliebt ist der klassische Butterstollen, der in vielen Erfurter Haushalten – und natürlich auch bei Alexander – auf dem Weihnachtstisch nicht fehlen darf. Neben den Stollen erfreuen sich auch die hausgemachten Dominosteine großer Beliebtheit.

Der Familienbetrieb ist nicht nur in der Wetzstraße vertreten, sondern betreibt auch ein gemütliches Café direkt am Hirschgarten. Gerade in der Adventszeit erstrahlt das Café in weihnachtlichem Glanz: Tannenzweige und Lichterketten zaubern eine warme, einladende Atmosphäre – genau das, was man sich von der Weihnachtszeit wünscht.

Vor dem Weihnachtsmarkt-Besuch lässt sich hier, bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Stollen, wunderbar die weihnachtliche Stimmung einläuten.

Bäckerei Eichholz

Während die meisten Menschen um Mitternacht schon schlafen, beginnt für Jürgen Eichholz der Arbeitstag.
Um Mitternacht startet er mit der Arbeit in seiner Backstube, in welcher er jährlich um die 7.000 Stollen bäckt. Er ist nämlich der Einzige, der das Rezept für diese kennt.

Das Rezept hat Jürgen von seiner Mutter übernommen. Auch sie war damals die Einzige die es kannte. Ganz nach der Familientradition ist auch der Produktionsstart für die Stollen festgelegt. Wenn bei Familie Eichholz im Heimatdorf Mihla die Kirmes vorbei ist, beginnt das große Backen. Das trifft dann meist die erste oder zweite Woche im Oktober.

Vier verschiedene Sorten werden hier angeboten: Der klassische Stollen, Marzipanstollen, auf Kundenwunsch Stollen, in dem die Rosinen mit Schokoladenchips ersetzt werden, und ganz besonders: „Stollen ohne Alles“. D; das bedeutet, nur der gebackene Stollenteig ohne Rosinen, Orangeat und Co.
Während die Kunden am liebsten den klassischen Stollen kaufen ist Jürgens Favorit der Stollen ohne alles.
Die Bäckerei Eichholz wurde 1885 von Jürgens Urgroßvater in Mihla gegründet und befindet sich seither immer in den Händen der Familie. Auf dem Dorf war es damals üblich, dass jeder einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb führte. So kamen die Kunden mit ihrem eigenen Mehl in den Laden und ließen sich daraus ihr Brot backen.

1986 übernahm Jürgen die Bäckerei. Nachdem sein Bruder sich gegen die Bäckerei entschied, war für ihn direkt klar, dass er das machen möchte. Sein Hobby war immer die Kfz-Mechanik und, wäre er kein Bäcker geworden hätte er seine eigene Werkstatt eröffnet.

Gemeinsam mit seiner Frau führt er heute das Geschäft mit 15 Filialen. Seine Frau lernte ursprünglich beim Zahnarzt und wollte selbst Zahnärztin werden. Mit ihrem Mann traf sie den Entschluss, das Geschäft zu führen. Bis heute sind beide glücklich über ihre Entscheidung.

Auch der gemeinsame Sohn der beiden tritt in die Fußstapfen der Familie, er lernte auch das Bäckerhandwerk. Dank ihm gibt es auch die Filiale in der Erfurter Schlösserstraße, denn er war derjenige der zu seinen Eltern sagte: „Wir müssen auch mal in eine größere Stadt.“. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt entdeckten sie ein Schaufenster mit einem Zettel „Ladenfläche zu vermieten“. Ohne lange zu zögern eröffneten sie 2022 ihren Laden hier in Erfurt.

Im Laden wird jedoch nicht nur verkauft, es ist auch ein kleines Café mit einigen Sitzplätzen.

Backstube

Die Backstube wurde 2012, direkt an der Krämerbrücke, von Hartmut Priemer eröffnet. Mittlerweile ist sie ein paar Häuser weiter, in die Michaelisstraße, gezogen. An dem Konzept hat sich nichts verändert.

Beim Betreten des Ladens werden Urlaubsgefühle geweckt. Südländische Musik wird gespielt, die Menschen sind gut gelaunt und es duftet nach frischem Gebäck. Am Eingang befinden sich kleine Tische und Stühle, außerdem blickt man direkt auf die Verkaufstheke. Steigt man die kleine Treppe im Laden hoch, so sieht man die Backstube. Man kann live dabei zusehen wie alles frisch von Hartmut und seinen Mitarbeitern zubereitet wird.

Eine der ersten Arbeitsstellen von Hartmut war das Büro einer Bäckerei, dort entdeckte er seine Leidenschaft zum Backen. Im Laufe der Zeit kaufte er sich seinen eigenen Holzbackofen und eröffnete seine Backstube an der Krämerbrücke.
Da er sich einige Zeit seines Lebens in Spanien aufhielt und begeistert von der Kultur und Mentalität ist, brachte er dieses Flair auch mit in seine Backstube.

Gerade an der Krämerbrücke bezog sich die Laufkundschaft überwiegend auf Touristen. Sie waren so fasziniert von der Bäckerei, dass sie immer wieder anhielten und Bilder machten. In der Michaelisstraße kommen meist die Anwohner und,- Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Heimweg vorbei.
2019 entschied Hartmut sich dazu, auch Stollen in seiner Bäckerei herzustellen und zu verkaufen, weil es einfach dazugehört. Das grundlegende Rezept stammt aus seiner Familie, jedoch wurde es immer wieder abgeschmeckt, angepasst und perfektioniert.

Hier gibt es einen klassischen Stollen, welcher nicht ganz so süß ist wie andere. Jährlich werden hier zwischen 600 und 700 kleine oder große Stollen gebacken.
Die Zubereitung beginnt im Oktober, meist in der Woche nach den Ferien. Neben den Stollen gibt es in der Weihnachtszeit auch noch Plätzchen. Beides ist sehr beliebt bei den Kunden.

Bäckerei Lobenstein

Die Bäckerei Lobenstein wurde 1935 von Willi Lobenstein gegründet. Heute leitet sie sein Enkel, Stefan Lobenstein. Stefan wollte ursprünglich einen anderen Berufsweg gehen, ist aber heute zufrieden und dankbar, sich für das Backhandwerk entschieden zu haben.

Das Stollen-Backen war bereits während seiner Ausbildung ein fester Bestandteil. Während das Gebäck im Fachbuch und in seiner Ausbildung immer „Stollen“ genannt wurde, nannten es seine Mutter und Großmutter aus Bischleben immer „Schittchen“.
Die Bezeichnung „Schittchen“ kam Stefan eher fremd vor, bis er ein Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Hagemann führte. Hagemann klärte ihn auf, dass man eine gewisse Verpflichtung hat: regionale Bezüge, Wurzeln und Traditionen muss man leben lassen. Dieses Gespräch brannte sich so sehr in Stefans Kopf ein, dass er bis heute einen großen Wert darauf legt in seiner Bäckerei „Erfurter Schittchen“ zu produzieren und zu verkaufen.

Bäckerei Lobenstein strebt jährlich an, eine Tonne Stollen herzustellen. Gerade wenn es um Weihnachten geht ist Stefan ein großer Verfechter der Tradition. Für ihn müssen seine Erfurter Schittchen nach Weihachten, Heimat und Kindheit schmecken. Da er aber auch ein neugieriger Mensch, und offen für neue Varianten ist, bietet er auch eine zuckerreduzierte und Bio- zertifizierte Variante des Gebäcks an.
Die Rezeptur wird jährlich angepasst, da es sich um Rohstoffe natürlichen Ursprungs handelt, und diese aufgrund von Witterungsbedingungen und der Herkunft variieren.

An dieser Stelle findet Stefan besonders schöne Worte:
„Die Zutaten für den Weihnachtsstollen, aus der ganzen Welt, verbinden sich zu etwas harmonischen. Wenn es uns gelingen würde, dass wir die Menschen auf der Welt, wie die Zutaten im Stollen, zu etwas so Harmonischen verbinden könnten, dann wäre das doch was.“

Nicht nur in der Bäckerei in der Damaschkestraße kann man die Schittchen von Lobenstein kaufen. Auch auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt und in einigen Biomärkten sind sie zu finden.


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