Erfurter surfen schneller – doch der Thüringer Netzausbau stockt

6. September 2014
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„Eine schnelle Internetverbindung ist genauso wichtig wie vernünftig ausgebaute Straßen“ – die Handwerkskammer Erfurt bezieht eine deutliche Position, wenn es um das Thema Internetausbau geht. Für Privatpersonen und Betriebe gilt gleichermaßen: Mit langsamem Internet ist man abgehängt und in vielen Bereichen von Leben und Wirtschaft außen vor. Viele User und kleine Betriebe sind, schnelles Internet vorausgesetzt, heute in der Lage, ganze Archive online aufzubauen. Weitere Möglichkeiten: Die Nutzung professioneller Hosting-Angebote und Tools wie Homepage-Baukästen, um damit in Eigenregie komplexe Webauftritte und Onlineshops aufzubauen. Auch Mediatheken und webbasierte Businesslösungen bei Mail, Logistik und Controlling erfordern immer mehr Speed aus dem Netz.

Nach Angaben des Thüringer Breitbandgipfels kommt der Ausbau gut voran, und Geschwindigkeiten von 100 Mbit sind vielerorts problemlos möglich. Alle Betriebe und Haushalte könnten in Thüringen Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 2 Mbit/s nutzen. Dafür wurden seit 2012 für 118 Kommunen und 231 Orte über 6,4 Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt. Über 52.000 Haushalte und 5.900 Betriebe haben laut Breitbandgipfel davon profitiert.
Thüringen versucht, bis zum Jahr 2020 flächendeckend Bandbreiten zwischen 15 und 30 Mbit/s sicherzustellen, doch solche Initiativen verzeichnen oft nur spärliche Erfolge. Der Verband der Wirtschaft Thüringens formuliert es deutlicher und hält die Ziele ohnehin für zu niedrig angesetzt. Er wisse von Klagen selbst aus städtischen Gebieten und kritisiert, dass für eine hohe Wettbewerbsfähigkeit höhere Bandbreiten nötig wären. Firmen aus Erfurt überlegten gar, deshalb den Standort zu wechseln.

Besonders bedrohlich sieht es in ländlichen Regionen aus. Nach Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks fürchtet in Thüringen jeder fünfte Betrieb Wettbewerbsnachteile durch zu langsames Internet. Auch eine Erhebung der IHK Ostthüringen betont, dass 89% der Unternehmen eine schnelle Breitbandverbindung als sehr wichtig einstufen. Über 40% sind daher mit dem Netzausbau unzufrieden. Während Erfurter Unternehmen sich positiver äußerten, gab es in Nordhausen und Gotha größere Missstände. Deutlicher wird die Trennung zwischen Stadt und Land bei privaten Haushalten. Schon 2012 waren ländliche Bewohner nur zu 50% zufrieden mit ihrer Geschwindigkeit beim Surfen, Städter immerhin zu 70%. Dabei gibt es in Erfurt mittlerweile immer mehr gute Internetanbieter. Die Situation stellt sich meist so dar, dass für verschiedene Straßenzüge jeweils ein anderer Anbieter die besten Leistungen in Sachen DSL und Kabel bereitstellt.

Unplugged - no computer, no internet, possible?

Bildrechte: Flickr Unplugged – no computer, no internet, possible in Dresden photosteve101 CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten