Der knapp 15 m² große Container erhielt in den letzten Wochen einen Anstrich in moosgrau, so die Auflage des Denkmalschutzes. Außerdem wurde der Sputnik installiert —eine spezielle Öffnung des Taubenschlages, die es den Tauben ermöglicht ein- und auszufliegen, mögliche Beutetiere jedoch nicht hineinlässt. Zudem wurden Nistfächer in handelsüblichen Bücherregalen geschaffen.
Polly, Archimedes, Moritz und Betty – wie vier der neuen Bewohner heißen – verbleiben mit ihren Artgenossen die nächsten Wochen ausschließlich im Taubenschlag, um sich dort einzugewöhnen. „In vier bis sechs Wochen wird die Luke geöffnet und die Tauben können in den Freiflug“, erläutert Amtstierarzt Dr. Ulrich Kreis das weitere Vorgehen. „Dann startet die spannende Phase, in der die Locktauben andere Stadttauben zum Nisten im Container animieren sollen.“
In der Regel nisten Tauben bis zu sieben Mal im Jahr, dabei wechseln sich die treuen Vögel beim Brüten der beiden Eier ab. Die 100 Nistplätze bieten künftig 200 Tieren Raum. Im neuen Taubenschlag werden die Eier künftig durch Attrappen ausgetauscht, dies ist eine tierschutzgerechte Weise der Populationskontrolle. Zudem erfolgt eine artgerechte Fütterung der Tauben mit speziellem Körnerfutter. Zum Einzug gab es zudem frische Kräuter – Petersilie und Basilikum sind sehr beliebt bei Tauben.
„Wir freuen uns, dass wir diese Lösung gefunden haben. Der Container ist wichtiger Bestandteil eines Taubenmanagementkonzeptes, das entstehen soll“, sagt Andreas Horn. „Unser erklärtes Ziel ist eine Verringerung der Population, dadurch weniger Tauben im Stadtbild, weniger Verunreinigungen und damit weniger Folgekosten für Reinigungsarbeiten“, erläutert der Beigeordnete.
Für Erfurt ist der Taubencontainer ein Pilotprojekt. Die Kommunale Wohnungsgesellschaft (KoWo) plant je einen Standort am Moskauer Platz und am Roten Berg, auch mit der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) ist die Stadt im Gespräch für den Erfurter Hof am Willy-Brandt-Platz. „Wir hoffen, dass aufgrund der positiven Erfahrungen am Löberwallgraben weitere Standorte für betreute Taubenschläge gefunden werden“, so Birte Schwarz.
Die Kosten für den Container und die damit verbundenen Nebenkosten in Höhe von rund 12.000 Euro sowie die Kosten für den Taubenwart, der über einen externen Dienstleister angestellt ist, trägt die Stadt. Ob das Projekt erfolgreich ist, lässt sich nicht kurzfristig beurteilen, sondern sicherlich erst in zwei bis drei Jahren sagen, bemerkt Amtstierarzt Dr. Kreis.