„Wir haben lange überlegt, ob wir uns zu diesem Schritt durchringen. Wir sehen aber keine andere Möglichkeit“, sagt Enrico Raab, Gruppenleiter Verkehrslenkung der EVAG, der sich im Vorfeld auch bei anderen Verkehrsbetrieben umgehört hat, die ähnliche Probleme haben. „Leider sind Falschparker keine Seltenheit im öffentlichen Nahverkehr. Wir haben oft mehrere täglich“, sagt er.
Im letzten Jahr wurden ca. 70 Fälle von Betriebsstörungen durch Falschparker registriert. Das klingt erst mal nicht so viel. Die Störungen sind aber meist mit Umleitungen, Schienenersatzverkehren und Verkehrsausfällen verbunden, die zum Teil erhebliche Auswirkungen für die Fahrgäste haben.
„Wesentlich höher ist die Zahl der Fälle, in denen sich unsere Fahrer an falsch parkenden Fahrzeugen vorbeiquälen und so durch Verspätungen zusätzlich unter Stress geraten“, sagt Enrico Raab.
Früher war die Johannesstraße ein Brennpunkt, regelmäßig kam es hier zu Verspätungen der Straßenbahn. Heute stehen hier an vielen Stellen Poller, sodass sich die Lage entspannt hat. „Dafür haben wir jetzt vermehrt Probleme im Busbetrieb. Immer wieder kommt es deshalb zu Verspätungen“, erklärt er und nennt die Problemstellen: In Marbach wird regelmäßig in der Bushaltestelle geparkt.
Im Plauener Weg an der Europa-Schule gibt es oft kein Durchkommen für die Schulbusse, weil Eltern die schmale Straße zuparken. Zum Schuljahresanfang ist diese Situation besonders extrem. Über das Jahr verteilt kommt es aber auch immer wieder vor.
Auch rund um Hochheim ist es schwierig, hier werden die Busse regelmäßig behindert. Und auch direkt am Busbahnhof wird falsch geparkt. „Teilweise stehen die Pkw an der Einfahrt zu den Bussteigen, sodass kein Bus mehr durchkommt. Es kann so nicht weitergehen, schließlich müssen wir an unsere Fahrgäste denken. Die Dispatcher der EVAG machen vor Ort Fotos von den Falschparkern und erfassen die Daten auf einem Vordruck. Egal, ob das Falschparken im Haltestellenbereich vorkommt oder an anderen Stellen für Behinderungen des ÖPNV sorgt, es wird konsequent verfolgt, um den notwendigen Ordnungszustand wieder herzustellen. Bei schwerwiegenden Parkverstößen, z. B. beim Parken im Fahrraum von Straßenbahnen oder beim Zuparken von Haltestellen nützt uns auch kein Knöllchen mehr. Wenn die Fahrgäste nicht aussteigen können, weil ein Pkw an der Haltestelle parkt, bleibt oft nur der Abschleppdienst“, sagt Enrico Raab.
„Wir würden uns freuen, wenn ein Lerneffekt eintritt. Die Leute sollen erkennen, was sie falsch gemacht haben und aus diesem Fehler lernen“, so Enrico Raab, der hofft, dass die Erfurter ihr Parkverhalten ändern.
Fotos: Steve Bauerschmidt