Zum inzwischen 15. Projektforum hatten am Sonnabend die Absolventen des Studiengangs Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt eingeladen. Im Großen Saal der Industrie- und Handelskammer präsentieren sie ihre Abschlussarbeiten vor einem Publikum aus Wirtschaft, Medien und Hochschule sowie weiteren Gästen. Dabei wurde auch ein mit 500 Euro dotierter Förderpreis verliehen, der vom Erfurter Verein für Kommunikation und Medien e.V. ausgelobt wurde. Mit dem Preis werden Projektarbeiten ausgezeichnet, deren theoretische Konzeption und empirische Umsetzung außergewöhnlich gelungen ist und die in besonderem Maße einen Brückenschlag zur Forschungspraxis leisten.
Preisträger sind diesmal Johanna Geppert, Nina Merz, Patricia Weiß, Manuel Goigofski, Anja Sager, Vera Löwenhaupt, Kathrin Kamm und Maren Potgeter mit ihrer Arbeit „Story Works“, einer experimentellen Videostudie zur Wirkung von Narrativen und Fallbeispielen im Kontext eines bewussten Umgangs mit Antibiotika. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Constanze Rossmann betreut. Mit ihrer Studie aus dem Bereich Gesundheitskommunikation wollten die Studierenden herausfinden wie Gesundheitsinformationen aufbereitet sein müssen, um die Bevölkerung möglichst umfassend über Risiken von Antibiotikaresistenzen aufzuklären.
In der Gesundheitskommunikation werden vor allem Narrative und Fallbeispiele verwendet, um Informationen verständlich zu vermitteln. Trotz ihrer häufigen Anwendung sind sich Forscher jedoch im Hinblick auf die Definition der Begriffe uneinig. Bisher gibt es keine Studien, die Narrative und Fallbeispiele vergleichend untersuchen. Auch das Potenzial audiovisueller Kanäle wird bisher zur Vermittlung von Gesundheitsinformationen nur wenig ausgeschöpft. Die Studierenden haben deshalb interdisziplinäre Definitionen für die Stilelemente entwickelt um herauszufinden, welche Kombination der beiden für die Vermittlung von Gesundheitsinformationen in sogenannten Erklärvideos am besten geeignet ist. Im Ergebnis empfehlen sich sowohl der individuelle als auch der gemeinsame Einsatz von Narrativen und Fallbeispielen im Gesundheitskontext. Die Studierenden kommen außerdem zu dem Schluss, dass Erklärvideos aufgrund ihres hohen Potenzials zur anschaulichen und verständlichen Vermittlung von Informationen in Zukunft häufiger in der Gesundheitskommunikation eingesetzt werden sollten.
Aber auch die anderen im Projektforum präsentierten Arbeiten stießen bei den Gästen auf großes Interesse:
• Ohne Ton. Das Spannungersleben hörgeschädigter Medienrezipienten. Ein Vergleich des Erlebens von Spannung durch Untertitelung und Gebärdensprach-Einblendung (Betreuung: Prof. Dr. Constanze Rossmann)
• Virtual Reality: Presence-Erleben bei der Anwendung von Head Mounted Displays. Untersuchung von drei Einflussfaktoren (Betreuung: Prof. Dr. Sven Jöckel)
• Swipe Right. CleanDating – Über cue-basiertes Entscheidungsverhalten in Dating-Apps (Betreuung: Prof. Dr. Sven Jöckel)
• MITgemischt. Partizipation von JournalistInnen mit Migrationshintergrund in deutschen Zeitungsredaktionen (Betreuung: Prof. Dr. Kai Hafez)
• fremdworte. In Other Wor(l)ds – Kommunikative Einflüsse auf das Deutschlandbild von Geflüchteten. Ein Perspektivwechsel (Betreuung: Prof. Dr. Kai Hafez)
• Opinion Reader. Wie wird Meinungsmacht gemacht? Eine Untersuchung der kommunikativen Konstruktion von Meinungsführerschaft in Social Media Diensten. (Betreuung: PD Dr. habil. Stephanie Geise)
• Zeitvertreiber. Welche Mediennutzung oder Nichtnutzung findet in der Wartesituation „Ärztliches Wartezimmer“ statt und wie wirkt sich dies auf das Warten aus? (Betreuung: Prof. Dr. Joachim R. Höflich)
Alle Arbeiten entstanden im Rahmen der „Projektstudienphase“, einem einzigartigen Konzept im deutschen Lehrbetrieb: Über den Zeitraum von einem Jahr wenden Studierende dabei in kleinen Gruppen ihr im Studium erworbenes Wissen zur Lösung von realen oder realitätsnahen Problemstellungen innerhalb der Kommunikationswissenschaft an. Projektpartner sind dabei Medien- und Wirtschaftsunternehmen sowie öffentliche Institutionen und Organisationen.
Nähere Informationen über alle Projektgruppen gibt es auch auf der Website „Ich mag meine Uni“ der Universität Erfurt: www.ich-mag-meine-uni.de/item/402-projektforum-2016.html.