“Fremde werden Freunde” feiert zehnjähriges Bestehen

12. Oktober 2012
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„Gehofft haben wir das natürlich und wir sind mit viel Energie an die Sache gegangen“, erinnert sich Petra Eweleit, die seither unendlich viel Freude und Engagement in die Initiative gesteckt hat. Mit Riesenerfolg und dem Ergebnis, dass sie heute in Erfurt so viele Menschen kennt, wie nie zuvor und im Rahmen der Initiative unzählige Brücken zwischen Erfurtern und Menschen aus aller Welt gebaut hat. „Unser Ziel war und ist es, ausländischen Studierenden, die nach Erfurt an die Fachhochschule oder Universität kommen, ihren Start, aber auch ihr Leben hier zu erleichtern und sie mit Menschen zusammenzubringen, die ihnen Freunde werden, sie unterstützen – beispielsweise bei Behördengängen, beim Erlernen der deutschen Sprache oder ähnlichen Dingen – und die dafür sorgen, dass sich die jungen Leute ganz schnell bei uns zu Hause fühlen“, erklärt Petra Eweleit. „Gleichzeitig bietet das Projekt den Paten Gelegenheit, sich Neuem zu öffnen, etwas über fremde Kulturen zu erfahren und auch ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.“ Was vor zehn Jahren im Herbst mit 46 Studierenden aus neun Ländern begann, hat sich auf heute 367 Paten und 226 Studierende aus 64 Ländern erweitert. Insgesamt haben durch „Fremde werden Freunde“ 1300 junge Leute aus 90 Ländern der Welt in Erfurt Paten und neue Freunde gefunden. Die Initiative führt sie zusammen, bietet Rat und Hilfe und organisiert neben einem Internationalen Stammtisch auch gemeinsame Exkursionen und weitere Veranstaltungen, die den Teilnehmern Gelegenheit bieten, einander besser kennenzulernen oder auch aus ihren Heimatländern zu erzählen. Damit leistet „Fremde werden Freunde“ einen entscheidenden Beitrag zum interkulturellen Dialog – auch über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus. Petra Eweleit: „Für uns ist es wichtig, dass wir hier Kontinuität schaffen. Und ich denke, das ist uns in den vergangenen Jahren gelungen. Viele unserer ‚Patenkinder‘, die längst wieder zurück in ihrer Heimat sind, halten nach wie vor engen Kontakt zu uns und den Paten, laden sie zu sich nach Hause ein und sind Freunde geblieben. So etwas macht mich stolz und gibt mir das Gefühl, dass wir alles richtig gemacht haben. In all den Jahren habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wer gut zusammenpassen könnte, wo es gemeinsame Interessen und Vorstellungen gibt. Klar, nicht immer stimmt die Chemie gleich auf Anhieb, aber das ist kein Problem, dafür finden wir immer unkomplizierte neue Lösungen“.

 

In zwei Jahren geht Petra Eweleit, deren Stelle von den Projektpartnern gemeinsam finanziert wird, in Rente. Dass es mit „Fremde werden Freunde“ auch danach weitergeht, darin ist sich die Powerfrau mit dem herzlichen Lachen und dem roten Schopf sicher. Gleichzeitig hofft sie, dass dann ein engagierter Nachfolger gefunden wird, der das bewährte Konzept der Initiative mit Herzblut weiterführt. Und wenn eine gute Fee käme und sich Petra Eweleit etwas wünschen dürfte? „Dann würde ich mir wünschen, dass ‚Fremde werden Freunde‘ irgendwann finanziell bzw. personell so ausgestattet ist, dass wir unsere Idee zur Verknüpfung mit der regionalen Wirtschaft gescheit umsetzen könnten. Denn mit den Studierenden kommen auch potenzielle Fachkräfte nach Thüringen, die doch an so vielen Stellen fehlen. Gleichzeitig könnte die Wirtschaft Praktikumsplätze anbieten, die den Aufenthalt unserer Studierenden zusätzlich bereichern könnten.“ Petra Eweleit lässt keinen Zweifel daran: Ideen für die gute Fee hätte sie jede Menge. Und wer weiß, vielleicht schaut die ja auch mal vorbei – bei der großen Jubiläumsveranstaltung im November an der Universität Erfurt, zu der gut 350 Gäste aus aller Welt erwartet werden. Mit dabei sein wird dann mit ihrem Festvortrag auch Marion Walsmann, Thüringens Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten. „Neben allen Festreden ist es mir an diesem Tag besonders wichtig, einmal danke zu sagen – unseren Projektpartnern und Förderern, aber vor allem unseren Studierenden, die so viel Interessantes nach Erfurt gebracht haben und uns immer wieder bereichern, und unseren Paten, ohne die es ‚Fremde werden Freunde‘ gar nicht geben könnte“, sagt Petra Eweleit und hat es aber eigentlich auch schon wieder eilig, schwingt sich aufs Rad und düst los. Der Internationale Stammtisch ruft, da ist sie – jeden dritten Donnerstag im Monat – gefragt und da nimmt sie sich Zeit. Für gute Gespräche und ein bisschen „Nestwärme“ für all die wunderbaren Menschen, die sie bei „Fremde werden Freunde“ in ihr Herz geschlossen hat.

 

Text: Carmen Voigt, Universität Erfurt