Für euch im Einsatz: So funktioniert die Müllabfuhr

Für euch im Einsatz: So funktioniert die Müllabfuhr

8. Juli 2023
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Wenn beim Großteil der Erfurter früh am Morgen der Wecker klingelt, herrscht auf dem Betriebshof der Stadtwirtschaft schon reges Treiben. Vor Arbeitsbeginn werden Zigaretten geraucht, Klemmbretter verteilt und Kaffee getrunken. Ein oranges Entsorgungsfahrzeug reiht sich an das andere. Um halb sieben beginnt für die Jungs der Erfurter Müllabfuhr der Arbeitstag. Die meisten von ihnen sind schon etwas früher da. Das gemeinsame Starten in den Tag ist hier ein Ritual. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, bevor sich die orange Flotte auf den Weg macht.

Die Kollegen der Erfurter Müllabfuhr sind oft seit vielen Jahren ein eingespieltes Team.

Die Mitarbeiter der Entsorgung sind ein eingespieltes Team. In der Regel sind sie zu zweit oder zu dritt unterwegs – immer mit den gleichen Kollegen. Die Gruppe besteht dabei aus einem Kraftfahrer und zwei Ladern. Vereinzelt ist bei Personalengpässen nur ein Lader mit dabei. Nachdem sich der Fahrer beim Disponenten der Stadtwirtschaft den Plan für den aktuellen Tag und die Fahrzeugpapiere abgeholt hat, wird der LKW kontrolliert. Dazu gehören das Überprüfen des Lichtes und der Reifen sowie ein Test, ob das Schütten der Tonnen funktioniert. Alles wird im Fahrtenbuch protokolliert, bevor es los geht.

Jeden Tag wird eine andere Tour gefahren, die sich dann im Wochenrhythmus wiederholt. Dabei sind die fest eingespielten Teams immer auf denselben Touren und im selben Fahrzeug unterwegs. Die insgesamt 111 Mitarbeiter der Entsorgung werden bei Bedarf durch Zeitarbeiter unterstützt. Denn auch, wenn die Kollegen krank werden, muss der Müll aus den Erfurter Straßen abgeholt werden. Wenn die Fahrer frühs alle notwendigen Unterlagen beim Disponenten abholen, sehen sie an einer Tafel, ob sie im gewohnten Team fahren, oder sich in der Teamzusammensetzung etwas geändert hat.

Knapp 80.000 Tonnen Müll – von Leichtverpackungen bis Glas – werden pro Jahr durch die Erfurter Stadtwirtschaft entsorgt. Um das leisten zu können, müssen die Touren reibungslos funktionieren.

Hinter der Entsorgung steckt viel Planung.

Für deren Planung und Vorbereitung ist Mario Engelhardt mit seinem Kollegen zuständig. „Die Pläne, nach denen die Kollegen fahren, gibt es in ihrer Grundstruktur schon seit den 90er-Jahren. Damals wurde festgelegt, welches Fahrzeug an welchem Tag in welches Gebiet muss“, sagt er. Diese Touren ändern sich aber fast ständig. Durch Bedarfsänderungen kommen neue Tonnen hinzu, andere weg.  Durch den Ausbau der Stadt entstehen komplett neue Straßen, die berücksichtigt werden müssen. Auch Feiertage, an denen die Erfurter Müllabfuhr frei hat, müssen nachgeholt und geplant werden. Mario Engelhardt: „Mitte der 90er-Jahre wurde damit begonnen, die Routen so zu planen, wie wir es auch heute noch tun. Alles basiert dabei auf Stammdaten. Dazu gehören Straße, Hausnummer, die Anzahl der Wohnungen und die Anzahl der Tonnen. Seit 2008 ist in den LKWs aber ein Ident System, welches die Arbeit erheblich erleichtert. Es dient zur elektronischen Erkennung und Verwaltung von Abfallgefäßen“. Denn vorher wurden die Pläne mit den Routen an die Fahrer nur in Papierform ausgegeben. Einen Nachweis dafür, dass die Tonne geleert wurde, gab es nicht. „Die Registrierung der Tonne geschieht jetzt via Transponder, der an der Mülltonne angebracht ist. In dem Moment, in dem die Tonne geleert wird, weiß es das System. Auf dem Bildschirm im LKW wird das vermerkt. Darauf wird jede Adresse durch einen Punkt dargestellt“, so Herr Engelhardt. „Die Kollegen sehen anhand von farbigen Markierungen, ob die Straße, in der sie unterwegs sind, abgearbeitet ist. Blau bedeutet, dass noch nicht alle Tonnen erfasst und somit geleert wurden. Ist die Straße grün hinterlegt, ist alles erledigt“. Noch ein Vorteil der elektronischen Erfassung: Wird eine Tonne an das Fahrzeug gehängt, die an dem Tag gar nicht geleert werden soll, wird das erkannt. Der LKW hebt die Tonne dann nicht an.

Früher auf Papier, heute auf einem Bildschirm im Entsorgungsfahrzeug: Die Mitarbeiter sehen live, wo sie hinmüssen und welche Tonnen schon geleert wurden.

Zwei Pausen sind für die Mitarbeiter vorgesehen. Frühstück und Mittag. Wann und wo diese gemacht werden, ist ihnen selbst überlassen. Die meisten fahren dafür wieder zum Betriebsgelände in der Apoldaer Straße und essen in der Kantine. Um 15 Uhr sind die Touren dann planmäßig geschafft. Falls es auf einer Strecke länger dauert, werden Kollegen, die pünktlich fertig geworden sind, als Hilfe geschickt. Im Team der Entsorgung arbeiten übrigens auch zwei Frauen. „Trotzdem ist der Job noch eine Männerdomäne“, sagt Mario Engelhardt. „Über Bewerberinnen für den Job freuen wir uns aber gerade deshalb umso mehr!“

Seit 25 Jahren arbeitet Mario Engelhardt bei der Stadtwirtschaft. Als Tourenplaner koordiniert er die Entsorgung des Erfurter Mülls.

Fotos: Steve Bauerschmidt


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