Schon seit der schwierigen Geburt am 19. Januar wurde viel um das Junge und sein Leben gebangt. Es gab immer wieder Höhen und Tiefen. Die kleine Giraffe zeigte dabei stets großen Lebenswillen. Bei der Geburt hatten Tierarzt und Tierpfleger Geburtshilfe geleistet. Durch Fehlstellungen an den Vorderbeinen und Hinterbeinen konnte das Giraffenbaby nicht normal stehen und gehen.
Die erstgebärende Giraffenkuh „Gunda” hatte im Verlauf der ersten 24 Stunden das Kalb nicht trinken lassen und ihm mit einem Tritt das linke Vorderbein gebrochen. Daraufhin musste das Kalb in die Chirurgische Tierklinik (Veterinärmedizinische Fakultät) der Universität Leipzig gebracht und dort operiert werden, in der es seitdem untergebracht war.
In der Tierklinik wurden beide Vorderbeine mit einem stützenden Verband stabilisiert. Während sich die Fehlstellung am rechten Bein nach mehrwöchigem Stützverband zurückbildete, zeigte der Bruch am linken Bein nur leichte Heilungstendenzen. Die einzige Möglichkeit für eine zufriedenstellende Heilung war eine weitere Operation. Diese OP verlief gut, der Knochen begann zusammen zu wachsen. Eine Platte samt Schrauben stabilisierte das Bein und es gab wieder Grund zur Hoffnung. Dann der nächste Rückschlag, aufgrund der Entzündung der Knochenhaut mussten sechs Zentimeter Knochen aus dem Vorderbein entnommen werden und war das linke Bein in der Folge deutlich verkürzt. Es wurde aber gehofft, dass sich im Verlauf des weiteren Wachstums der Giraffe die unterschiedlichen Höhen der Vorderbeine angleichen würden, und dass sich die nach wie vor bestehende Fehlstellung der Hinterbeine nicht weiter verschlechtern würde.
Inzwischen war das linke Vorderbein Anfang September so gut verheilt, dass vor vier Wochen der letzte Verband abgenommen werden konnte. Dieser stützte bisher das linke Vorderbein und die Sehnen. „Die Vorbereitungen für die Rückkehr der kleinen Giraffe liefen auf Hochtouren” sagt Oberbürgermeister Andreas Bausewein, der sich regelmäßig über den Gesundheitszustand der Giraffe informierte. „Wie die meisten Erfurterinnen und Erfurter habe auch ich mich auf das Giraffenjunge gefreut, das schon bald nach seinem Rückzug auf dem Roten Berg endlich einen Namen erhalten sollte. Wir sind sehr traurig.”
Leider zeigte sich in der Rehaphase vor dem Umzug zurück in den Zoopark, dass sich die Fehlstellungen der Hinterbeine stark verschlechterten. Hinzu kam, dass die kleine Giraffe mit dem linken Vorderbein nicht mehr nur mit den Klauen auftrat, sondern auch stellenweise mit dem Fesselgelenk. Diese so genannte Durchtrittigkeit hatte sich zum letzten Wochenende so stark verschlimmert, dass es zu Hautabschürfungen am Gelenk kam. Am Sonntag konnte die kleine Giraffe dann nicht mehr aufstehen. Auch Laufen wäre mit dieser Fehlstellung nie mehr möglich gewesen. Zooparkdirektor Dr. Thomas Kölpin telefonierte direkt nach dem Zwischenfall mit Oberarzt Prof. Dr. Walter Brehm. Einhellig kamen sie zu dem Ergebnis, das Tier einschläfern zu müssen. „Für die starke Überbeweglichkeit im Fesselgelenk, die dann zum Herabsenken bis auf den Boden führt, gibt es leider keine Heilungsmöglichkeit”, so Dr. Thomas Kölpin „Das Giraffenmädchen musste eingeschläfert werden um ihm Leiden und Schmerzen zu ersparen.”
Auch wenn es über den Verlust des Erfurter Giraffenmädchens nicht hinwegtröstet, ist es trotzdem eine frohe Botschaft, dass Giraffenkuh Gunda im Frühjahr ein weiteres Kalb erwartet. Die Tierpfleger hoffen sehr, dass die Geburt des nächsten Giraffenbabys besser verläuft sich Gunda dieses Mal besser in ihre Mutterrolle einfindet.