Halbleiter und Halbleiter-Mikrochips sind in den vergangenen zwölf Monaten erheblich teurer geworden . Schuld daran ist kein Mangel an Halbleitern, sondern eine Reihe ungünstiger Umstände. Halbleiter-Chips stecken in Autos, weshalb die Autoindustrie die Produktion eingeschränkt hat. Aber auch Unterhaltungselektronik und Telekommunikationsgeräte sind teurer geworden.
Vergleich der Produktpreise zwischen April 2020 und April 2021
In welchen Geräten stecken eigentlich Halbleiter-Chips? Wer es nicht weiß, schaut sich die Preise für Unterhaltungselektronik und Geräte aus der Telekommunikation im April 2020 an und vergleicht sie mit den Preisen im April 2021. PC-Systeme, AV-Receiver, Kühlschränke und Spielekonsolen sind merklich teurer geworden. Den größten Preisanstieg verzeichnen jedoch Grafikkarten: Der Preisunterschied liegt im Schnitt bei sagenhaften 136 Prozent.
Quelle: idealo.de
So deutlich machen sich die Lieferengpässe bei den Halbleitern sonst nirgends bemerkbar.
Denn Spielekonsolen wurden im Schnitt um 37 Prozent teurer, bei Kühlschränken und Mainboards waren es sogar nur 11 Prozent. PC-Systeme und Receiver liegen mit 29 Prozent und 16 Prozent dazwischen. Aber was genau ist da passiert? Die bemerkenswerte Verteuerung von Spielekonsolen ist in erster Linie auf die vergriffene PlayStation 5 zurückzuführen. Die Nachfrage ist hier besonders groß, und der Markt kann aufgrund des Chip-Mangels nicht bedient werden. Die Preise stiegen allerdings schon während des ersten Lockdowns an.
Festplatten, Mainboards, Router: Home Office macht sich bemerkbar
Schon im Rahmen des ersten Lockdowns waren aufgrund der verstärkten Nutzung von Home Office Preisanstiege bemerkbar. Die zeigten sich bei Festplatten und Mainboards, Routern und sogar Heimdruckern. Bei diesen Geräten kam es infolge der hohen Nachfrage zu Lieferengpässen und in der Folge zu einem Preisanstieg. Im Sommer 2020 sanken die Preise wieder, aber im späten Frühjahr 2021 hat sich der Trend abermals umgekehrt. Bei Mainboards zeigt sich das besonders eindrucksvoll: Im ersten Lockdown wurden diese Produkte um etwa 13 Prozent teurer, im Sommer 2020 fielen auf das vorherige Niveau. Seit Anfang 2021 steigen die Preise für Mainboards jedoch wieder an.
Bei Routern verhält es sich etwas anders: Diese Geräte waren im ersten Lockdown sogar günstiger als gewöhnlich, sind aber in den letzten Monaten um zirka 9 Prozent kostenintensiver geworden. Preisexperten führen das auf die Lieferengpässe im Bereich der Halbleiter zurück, die andauern. Die hohe Nachfrage während des Lockdowns mag zu ersten Schwierigkeiten geführt haben. Aber inzwischen ist der angespannte Markt für Halbleiter der Faktor, der die Preise in die Höhe treibt. Es empfiehlt sich mit dem Kauf warten
Für alle teurer gewordenen Produkte gilt: Wer es sich leisten kann zu warten, sollte sie nicht gerade jetzt kaufen. Der Markt wird sich voraussichtlich entspannen, aber eben nicht kurzfristig. Denn so schnell werden sich die Lieferschwierigkeiten bei den Halbleitern nicht in Luft auflösen. Die haben Gründe: Der weltweit größte Lieferant für Silizium ist China, und dort werden auch die Mikrochips mit den Halbleitern gefertigt. Durch den schnellen und rigorosen Lockdown Anfang 2020 konnte nicht produziert werden.
Die verarbeitenden Firmen haben in 2020 nach und nach ihre Lagerbestände an Halbleiter-Chips aufgebraucht. In China begann man nach Ende des dortigen Lockdowns, die Lieferrückstände aufzuarbeiten. Die Versäumnisse machten sich in Europa aber erst zeitversetzt bemerkbar. Dazu kamen Schwierigkeiten im internationalen Versand, die unter anderem auf eingestellte Flüge und QuarantäneVerordnungen zurückzuführen sind. Und in Texas, weltweit zweitgrößter Lieferant für HalbleiterMikrochips, tobte dann auch noch ein Sturm, der in der zweiten Hälfte 2020 starke Zerstörungen hinterließ. Die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA haben zudem verschlechtert.
Fazit: Pandemie und politisches Klima müssen sich entspannen, dann entspannen sich auch die Preise
Alle Produkte, in denen Halbleiter und Halbleiter-Mikrochips benötigt werden, hängen von der Lage in China und den USA ab, besonders aber vom Verhältnis der beiden Länder zueinander. Entspannt sich die Situation, sowohl hinsichtlich der Corona-Pandemie als auch in Sachen Handelspolitik, werden die Produktionsstraßen der Autohersteller wieder anlaufen und Unterhaltungselektronik wird leistbar.