Mit sinkenden Temperaturen und kürzer werdenden Tagen beginnt für Igel die schwierigste Zeit im Jahr: Sie müssen sich genügend Speck anfressen und ein geeignetes Winterquartier finden. Das gilt umso mehr für die ab August geborenen Jungtiere. In unserer stark von menschlichen Aktivitäten beeinflussten Umwelt ist das „Tier des Jahres 2024“ dabei zahlreichen Gefahren und Erschwernissen ausgesetzt, am Straßenrand liegende tote Igel sind nur der sichtbarste Teil davon. Viele Tierfreunde möchten den kleinen Stachelträgern daher gerne helfen, doch ab wann ist ein Igel wirklich hilfsbedürftig, was regelt die Natur selbst?
Während offensichtlich verletzte Tiere immer Hilfe benötigen, sind schwache oder kranke Igel schwerer zu beurteilen. Hier ist primär auf äußere Krankheitsanzeichen wie Schleim aus der Nase, schwere Atmung, verkrustete und kahle Hautstellen, tränende oder verklebte Augen, Durchfall oder einen aufgeblähten Bauch zu achten. Ein schlechtes Zeichen ist es, wenn sich ein Igel bei Berührung nicht mehr vollständig einrollt, umfällt oder sich kalt anfühlt. Laufen die eigentlich nachtaktiven Tiere tagsüber umher, kann auch dies ein Zeichen für Schwäche sein – es kann sich aber auch schlicht um einen Igel handeln, der in seinem Versteck gestört wurde und auf der Suche nach einem neuen Unterschlupf ist.
Bei Jungtieren gilt: Im Oktober sollten sie ein Gewicht von 350 bis 400 Gramm auf die Waage bringen, Anfang November 500 Gramm. Sind sie leichter, fehlen ihnen notwendige Fettreserven, um die Winterruhe zu überstehen.
Wer im Stadtgebiet Erfurt einen hilfsbedürftigen Igel findet, kann sich unter Tel. 0361 655-2558 oder -2553 an die Naturschutzbehörde des Umweltamtes wenden, außerhalb der Dienstzeiten wird im Falle eines verletzten Igels auch die Feuerwehr tätig.
Wer den Tieren helfen möchte, kann jedoch auch im Alltag ihre Lebensbedingungen verbessern: in der Nacht oder Dämmerungszeit mit dem Auto langsamer fahren und aufmerksam sein, Rasenroboter niemals abends oder nachts laufen lassen, im Garten wilde Ecken sowie Laub- und Holzhaufen belassen, ohne Pestizide gärtnern, Zäune mit Durchgangsstellen für Igel versehen, Schächte oder Bodengruben abdecken. Oft verhindert schon eine grundsätzliche Achtsamkeit bei Arbeiten im Freiland, dass Tiere zu Schaden kommen: Von Mähwerkzeugen verletzte oder mit Laub in der Mülltonne entsorgte Igel wären vermeidbar.
Mehr Informationen zum Igelschutz finden sich im Internet z.B. auf den Seiten des Pro Igel e. V. und des Igelschutz e. V. Das Umwelt- und Naturschutzamt möchte an dieser Stelle allen Personen danken, die sich ehrenamtlich und privat für den Igelschutz engagieren, sei es in einem Tierschutzverein, als Pflegestelle, Tierarzt oder Hobbygärtner.