Seit der Eröffnung der Alten Synagoge als Museum im Oktober 2009 werden die Erfurter Hebräischen Handschriften meist als Faksimile und teils im Original im 1. Obergeschoss des Hauses präsentiert. Mit der Kooperationsvereinbarung und der Tätigkeit Frau Dr. Annett Martini wird seit 2012 die Präsentation der Handschriften Schritt für Schritt aufgewertet: Die Übersetzungen der gezeigten Bibel- und Tora- stellen wurden in der Ausstellung ergänzt, eine Fortbildung für die Museumsführer angeboten und öffentliche Vorträge im Rahmen des Erfurter Synagogenabends und des Synagogenkollegs gehalten.
Neustes Ergebnis der gelungenen Kooperation ist eine Erweiterung des “Blättertisches”. Auf diesem Tisch werden bisher einige Bibelseiten projiziert, so dass der Museumsbesucher virtuell durch den zweiten Band der Erfurter Bibel 1 blättern kann. Diese Projektion der Bibelseiten ergänzte nun Dr. Martini um spannende In- formationen zur Hebräischen Bibel im Allgemeinen. Sie geht aber in Form kleiner Texte auch vertiefend auf Aspekte der hebräischen Sprache oder der religiösen Überlieferung ein. Detailreich zeigt sie Besonderheiten auf den einzelnen Seiten, beispielsweise, dass sich einer der Schreiber namentlich im “kritischen Apparat” der Bibel, der großen Masora, verewigt hat oder was in den Mikrografien – kleinen Bil- dern, die eigentlich aus Buchstaben bestehen – geschrieben steht.
In einem langfristig angelegten Forschungsprojekt erforscht Dr. Annett Martini das einzigartige Konvolut der Erfurter Hebräischen Handschriften. Ihre Forschungen stehen im direkten Zusammenhang mit der musealen Präsentation und fließen unmittelbar in die Ausstellung der Alten Synagoge ein. Daneben wird aktuell an einer Präsentation der Erfurter Hebräischen Handschriften und weiterführenden Informationen zu ihnen im Internet gearbeitet.
Bei den Erfurter Hebräischen Handschriften handelt es sich um ein einzigartiges Konvolut an 15 hebräischen Schriften, die bis zum Pogrom von 1349 im Besitz der jüdischen Gemeinde Erfurts waren. Nach 1349 gelangten sie in Besitz des Stadtrats, später ins Augustinerkloster. Von dort wurden sie 1880 an die Königliche Bibliothek zu Berlin verkauft und sind so heute Eigentum der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Dort werden sie in der Orientabteilung aufbewahrt sowie wissenschaftlich und konservatorisch betreut.