Von Heinz Zufall
Erfurt. Die Kronenburggasse gehört – aus mehreren Gründen – zur Kategorie „wunderlich“.
Das beginnt schon mit dem heutigen Namen. Ursprünglich erscheint diese Gasse 1493 als Walrabgasse, was sich im Laufe der Zeit in Wolrabgasse (1650) dann in Krautgasse (1666) und schließlich in Kohlrabengasse (1774) veränderte. Tettau meint sogar, dass der ursprüngliche Name „In der Krumburg“ gewesen sein müsse.
Aber auch die Namen Kraut- oder Crutgasse und Kronenburg tauchen schon nach 1510 auf. Der letzte Name soll von einem Häuschen, das sein Besitzer stolz “Die Kron” nannte, hergeleitet sein. Möglich ist aber auch die Herkunft der Bezeichnung von dem Familiennamen Gronenberg. 1604 war ein Valentin Gronenberg Obervierherr in Erfurt.
Krautgasse kann von den einst zahlreich hier vorhandenen Gärten, in denen Gemüse und Kraut geerntet wurde, abgeleitet werden. Die benachbarte „Kohlgrube“ ist ein weiterer Beleg dafür. Seit 1826 aber heißt der Straßenzug nun unverändert Kronenburggasse.
Unverändert aber ist ihre Lage nicht, was der zweite Grund dafür ist, warum ich diese Gasse in die Kategorie „wunderlich“ eingeordnet habe. Ursprünglich begann ihr Verlauf in nord-südlicher Richtung an der Johannesstraße um sich dann am Ufer der Wilden Gera bis zum Venedig hin zu ziehen. Sie verlief damals also in diesem Abschnitt parallel zur Pfeiffersgasse. Am Ende der Gasse befand sich das so genannte Kronenburgwehr, zu dem es heute keinen räumlichen Bezug mehr gibt. Hier vereinigten sich die Wilde Gera und die Hirschlache (beide Flussläufe sind inzwischen nicht mehr existent und verfüllt) mit dem Breitstrom, um als Gera und Schmale Gera weiterzufließen.
Der dritte Grund für das Wunderliche ist die Länge der Gasse. 1903 wird der in ost-westlicher Richtung verlaufende Abschnitt von der Gasse abgeschnitten und erhält die Bezeichnung Huttenstraße. Dabei hätte man es belassen können, aber 1985 mit der fast völligen Neubebauung erachtete man es, die Gasse wieder zu verlängern, indem man ihr die Hälfte der Pfeiffersgasse, nämlich der Abschnitt zwischen Grünstraße und Johannesstraße, zuschlug. Nachvollziehen kann man dies eigentlich nicht. Allerdings kann man ja auch heutige Benennungen manchmal nicht nachvollziehen, wie man jüngst in der Dessauer Straße und am Petersberg erfahren konnte.
Die Kronenburggasse wurde übrigens im II. Weltkrieg in ihrem nördlichen Teil, an der Einmündung zur damaligen Pfeiffersgasse, von einigen Bomben getroffen, wodurch mehrere Häuser in Schutt und Asche fielen. Die entstandene Freifläche habe ich als Kind noch als kleine Parkanlage erlebt, denn wir wohnten nur unweit entfernt.