Durch die Napoleonischen Kriege gerät die 1802 gerade erst preußisch gewordene Stadt Erfurt in den Strudel großer europäischer Politik. 1815 wird Erfurt nach dem Wiener Kongress in die neue preußische Provinz Sachsen eingegliedert. Sie ist ihr südlicher Hauptort und zunehmend wieder als „eigentliche Hauptstadt in Thüringen“ angesehen. Bestärkt wird dieses Empfinden durch Erfurts Festung, einem machtpolitischen Brückenkopf Preußens inmitten der mitteldeutschen Kleinstaaten. Mit der Reichseinigung gelingt der „eingesperrten Stadt“ der Befreiungsschlag. Ab 1873 werden die Fortifikationen niedergerissen, was zu einem exponentiellen Wachstum der Wirtschaft, der Bevölkerung und der gebauten Stadt führt.
Es beginnt eine Epoche, die bis heute andauert: die in der Geschichte der Menschheit in ihrem Ausmaß einmalige auf fossilen Energien beruhende Ressourcennutzung und die Expansion von Siedlungsräumen, die zu einer starken Umgestaltung der Umwelt führen.
In der aufwändigen Sonderschau präsentiert das Stadtmuseum Erfurt erstmalig diesen Prozess städtebaulicher und gesellschaftlicher Veränderungen in der Thüringer Metropole. Besucherinnen und Besucher betreten die von Mauern geschützte Stadt durch ein prächtiges Tor und erleben ihren Sound: Hufgetrappel, Nachtwächter-Rufe, Marktgeschrei. Die Ankunft der ersten Dampflokomotive wird ebenso thematisiert wie planerische Ideen und Entscheidungen, die eine moderne Großstadt wachsen lassen.