In der Werkstatt von Stephan Obst werden seit 2008 in Handarbeit robuste Vintage-Uhren gefertigt, die weltweit auch bei Promis beliebt sind.
Labradorhündin Lotte steht auf und beschnuppert freundlich den Gast, der in die Werkstatt in der Schillerstraße 56 tritt. Lotte hat aber ein eher geruhsames Leben, denn Laufkundschaft gibt es bei VDB eher nicht. „VDB, das Kürzel steht für Vintage Daily Beater und für Luxus“, erklärt Stephan Obst, jener Mann, der 2008 die Sinnfrage stellte. Da hatte er schon seine brillanten konstruktiven und feinmechanischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und z. B. das seinerzeit leichteste, wettkampftaugliche Fahrrad der Welt gebaut. Dennoch fragte er sich: Weiter als Fahrradmechaniker oder Richtungswechsel?
Richtungswechsel hieß: Uhren mit eigenem Stil zu entwerfen. Hat der damals 38-Jährige auch schon vorher so zum Spaß gemacht. Also Auto verkauft, Werkzeug angeschafft, losgelegt. Das erste Stück hieß VDB 1. Stand damals noch als Kürzel für (Frank) Vandenbroucke – ein belgischer Rennradfahrer, Obsts sportliches Vorbild. Die limitierte Serie von acht Stück war im Nu vergriffen. In einem Uhren-Forum lernte er Helmut Lamberty kennen. Ein Mann mit überragenden feinmechanischen Fähigkeiten. Sie wurden Kompagnons. Ein Dritter im Bunde – Christian Seidel – brachte das luxuriöse Nischenprodukt auch marketingtechnisch in die Spur. VDB-Uhren firmieren in Fan-Kreisen unter Vintage- Military-Diver-Uhren. Groß, robust, klar ablesbar, ohne Chichi und Blingbling.
Das günstigste Modell aus Damaszenerstahl gibt‘s schon für 1.500 Euro. Im ersten Jahr hatte das Duo Obst/Lamberty 30 dieser Luxus- Exemplare angefertigt und verkauft. Inzwischen sind es 150 pro anno. Mehr geht nicht. Nur für ein einziges Gehäuse investiert Helmut Lamberty drei Tage Arbeit.
Die feinmechanischen Kunstwerke im rustikalen Look zieren inzwischen viele prominente Handgelenke. Arnold Schwarzenegger trägt eine. Auch Box-Olympiasieger Alexander Powetkin oder Bodybuilder Ralf Moeller und Ex-Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg, ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons, Schauspielstar Johnny Depp finden sich in der Kundenkartei. Und wenn die Kult-Rock-Band Kiss auf Tour ist, hat jeder der Rocker eine VDB-Uhr am Handgelenk. Durch Zufall war Kiss-Drummer Eric Singer im Internet auf die exklusiven Zeiteisen aus Erfurt aufmerksam geworden.
Wer kauft aber Uhren zu solchen Preisen? Für das teuerste, mit Edelsteinen besetzte Unikat wurden immerhin 15.000 Euro aufgerufen. „Es gibt weltweit Leute, die eine regelrechte Uhrenmeise haben“, sagt Obst. Sich selber schließt er da mit ein. Als ihn nostalgische Gefühle übermannten, kaufte er eine VDB 1 aus seiner ersten Serie zurück. Und legte dafür 5.000 Dollar auf den Tisch. Verkauft hatte er sie für 2.350 Euro. Für das VDB-Duo läuft es und es gibt schließlich genug Werbeträger für die VDB-Uhren. Als eingefleischter Fan des FC Rot-Weiß lässt es sich Stephan Obst nicht nehmen, die jeweiligen Cheftrainer mit einer seiner Uhren auszustatten. Fabian Gerber gehört aktuell ebenso dazu wie Stürmer und Fan-Liebling Artur Mergel. Vielleicht hilft‘s ja.
Text: Michael Keller
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