Die vielen Tassen, Schüsseln, Vasen und Gläser gefüllt mit Wasser stehen stellvertretend für Opfer häuslicher Gewalt. Das geblümte Milchkännchen und der alte Zwiebelmuster-Becher sind zu Gefäßen geworden, mit denen Wasser wie Mut geschöpft werden kann. Ungefähr 4000 Gefäße stehen am 28. September auf dem Anger. So viele von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Männer werden jährlich in den Thüringer Interventionsstellen beraten.
Nach Auskunft des Frauenzentrums Erfurt ist jede vierte Frau in Deutschland mindestens einmal im Laufe ihres Lebens von häuslicher Gewalt betroffen. Die stille Aktion macht auf ein gesellschaftiches Problem aufmerksam, das von den Betroffenen oft ebenso still ertragen wird. Die verschieden geformten Gefäße verdeutlichen wirkungsvoll die persönlichen Schicksale der Betroffenen und die unterschiedlichen Arten erlittener häuslicher Gewalt: Massive körperliche Gewalt in Form von Schlägen, Tritten und Würgen, Vergewaltigungen, Nötigungen und Bedrohungen, Stalking, Beschimpfungen, Demütigungen und Beleidigungen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Dunkelziffer ist hoch, weil die Opfer sich nicht trauen, gegen die Täter vorzugehen.
In Erfurt ist dies der erste Aktionstag zur Aufklärung über häusliche Gewalt, den die Projektgruppe Häusliche Gewalt und der Kriminalpräventive Rat der Stadt Erfurt unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas Bausewein organisiert hat. Den Auftakt der thüringenweiten Aktion bildete im Mai Weimar. In Sömmerda, Jena, Gera und Nordhausen fand die Kampagne “Mut schöpfen” ebenfalls statt. Ziel der Aktion soll sein, dass Menschen aus Politik, Kultur, Medien und der ganzen Gesellschaft ihre Haltung zum Thema und zu den Betroffenen von häuslicher Gewalt zeigen.
Text und Fotos: Suyak