Nachts im Hallenbad

Nachts im Hallenbad

13. November 2024
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Wenn der letzte Badegast die Roland Matthes Schwimmhalle verlässt, dann beginnt für Karin
Deinhardt der Arbeitstag. Sie gehört zum Putzteam, das jede Nacht für Sauberkeit sorgt.

20:15 Uhr. Im Fernsehen übergibt das Team der Tagesschau an die Ermittler des Tatortes, auf einem anderen Sender starten zwei bekannte TV-Köche ihre internationale Küchen-Mission. Karin Deinhardt muss sich nicht zwischen den TV-Sendern entscheiden. Sie packt ihre Arbeitssachen ein, einen Imbiss
für die Nacht – dann noch ein kurzes „Tschüss“ an die Familie. Seit zehn Jahren führt ihr Arbeitsweg zu später Stunde von Stotternheim in die Roland Matthes Schwimmhalle. Die gelernte Mikroelektronikerin hat schon zuvor im Drei- oder Vierschichtsystem gearbeitet. Als die Solarfirma in Arnstadt die Türen für immer schloss, erfuhr sie durch Zufall von der Personalsuche der Erfurter Bäder. „Nachts zu arbeiten
macht mir nichts aus, eine feste Schicht ist viel besser für mich und die Familie.“ So hat sie mehr Zeit, die Nachmittage mit dem Mann und den Enkeln zu verbringen. Im Dunkel des Abends ist Erfurts größtes Hallenbad hell erleuchtet. Die feuchte Wärme der Schwimmhalle empfängt Karin Deinhardt. Im 50-Meter-Becken ziehen zwei Schwimmer ihre Bahnen. Das sind Stammgäste, sie genießen die Ruhe. Im Attraktionsbecken lassen sich drei Badegäste von den Wasserstrahlen den Rücken massieren und verlassen dann das Becken in Richtung Umkleiden. Dahin geht auch Karin Deinhardt, jetzt in dunkelblauem Shirt und kurzer Hose, ihrer Arbeitskleidung in der tropisch-warmen Schwimmhalle. Mit Kollegin Sylvia hat sie zuvor den Putzwagen beladen: Wischer und Wischbezüge, Eimer, Schlauch und Reinigungsmittel. Später holen sie noch den großen Nassreiniger, der im Foyer zum Einsatz kommt. Vier Frauen arbeiten im Reinigungsteam. Jeden Abend sind zwei von ihnen im Einsatz, die Schwimmhalle hat wenig Schließzeiten und jeder Badegast erwartet ein hygienisch-sauberes Umfeld.

Deshalb wird auch an Sonn- und Feiertagen geputzt. Die Hallenbereiche rund um die Schwimmbecken werden von den Mitarbeitern gereinigt, die auch die Beckenaufsicht haben. Die tägliche Putzrunde startet in den Sammelumkleiden im Keller. Schwimmkursteilnehmer, Schüler oder Sportler nutzen die Räume. Über die Treppenreinigung geht es dann in den großen Umkleidebereich. Schrank reiht sich an Schrank – 490 in Summe. Dazwischen die Umkleidekabinen mit Sitzbank, Ablage und zwei Türen, alles in freundlichem Gelb und Cremeweiß. Schränke und Kabinen wischen die zwei mit Desinfektionsreiniger aus. Auf den hellgrau-blau gemusterten Fliesen zeichnen sich die Spuren eines langen Schwimmhallentages ab: Minipfützen, Fusseln und Haare, Knüllpapier sowie Fußabdrücke von den Straßenschuhen, die hier eigentlich tabu sein sollten. Durchschnittlich 800 Besucher sind während der Öffnungszeiten von bis zu 16 Stunden hier – schwimmen, saunieren oder besuchen Kurse.

21:45 Uhr: Die letzten Badegäste werden per Durchsage gebeten, die Halle zu verlassen. Unter einem Schrank liegt eine defekte Schwimmbrille. „In den Schränken und den Umkleiden bleibt oft etwas liegen“, erzählt Karin Deinhardt, während sie mit dem Lappen die Schränke auswischt – ein Schrank oben, einer unten. „Im Anziehstress vergessen Eltern die benutzten Windeln des Nachwuchses, manches wird einfach im Schrank gelassen oder hinter die Ablage der Umkleide gesteckt, statt es in die bereitstehenden Müllbehälter zu werfen“, ärgert sich die Putzfee. Das würde ihr und den anderen drei Kolleginnen die Arbeit deutlich erleichtern und jeder sollte die Schwimmhalle so verlassen, wie er sie selbst vorfinden möchte – sauber und ordentlich. Viele Füße sind täglich in der Garderobe unterwegs. Sauberkeit lässt sich auch hier nur mit Scheuermaschine und Spezialreiniger sowie viel Mühe herstellen. Der neue Tag hat begonnen – es ist 0:15 Uhr. Die 490 Schränke und die Umkleidekabinen sind feucht ausgewischt.

Der Fußboden glänzt. Ca. drei Stunden Arbeit liegen hinter Karin Deinhardt und ihrer Kollegin. Auch das Foyer ist bereit für die Badegäste, die ab 6:00 Uhr ihren Tag mit Schwimmen beginnen. Nach einer kurzen Pause, einem kleinen Snack zum Auffüllen der Energiereserven, kommt der letzte Teil der Schicht. Mit dem Hochdruckreiniger werden die Duschen abgesprüht. Shampoo- oder Duschbadreste sind von den Wänden und den Bodenfliesen zu beseitigen. Bis 4:30 Uhr geht die Schicht, dann fährt Karin Deinhardt nach Hause. Bis zum Mittag schläft sie und dann ist Familienzeit, bevor sie nach dem Abendessen wieder in Richtung Schwimmhalle startet.


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