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Neues Schuljahr startet mit innovativem Bildungsplan

10. August 2016
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Mit dem Thüringer Bildungsplan von 0 – 18 ist Thüringen das erste Bundesland mit einem durchgehenden Bildungskonzept bis zum Erreichen der Volljährigkeit.
Ein Plan für alle Kinder! Das war das Ziel nachdem 2011 der erste Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre eingeführt wurde. Mit dem Bildungsplan bis 18 Jahre ist diese Lücke ge- schlossen worden. Der Bildungsplan trägt den Anspruch, Kinder in ihrer Entwicklung und Bil- dung ganzheitlich und umfassend zu unterstützen. Er berücksichtigt informelle, nonformale und formale Bildungsprozesse gleichermaßen und setzt in allen Lebensbereichen der Ziel- gruppe an, in der Kita, der Schule wie auch im Verein, in der Jugendfeuerwehr oder Museum und beschreibt ein Bildungsverständnis unabhängig von Institutionen oder Lehrplänen.
Mit Blick auf den Kinderschutz nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis, dass die AfD das The- ma Sexualpädagogik in der frühen Kindheit aus dem Thüringer Bildungsplan gestrichen haben möchte und diesen unsachlich als „Verblödungsplan“ bezeichnet. Kinder sind mit der Geburt sexuell aktiv, spielerisch und explorierend, so der Stand der Wissenschaft. Kinderschutz muss in erster Linie präventiv sein, wie es die Aufarbeitung vieler Missbrauchsfälle deutlich macht. Dazu gehört, dass Pädagog*innen aufklärend und begleitend tätig werden, um so Kinder zu stärken und diese einen positiven Bezug zu ihrer Sexualität entwickeln können. Für alle Per- sonen, die Bildungsprozesse der jungen Generation mitgestalten, ist deshalb ein gemeinsa- mes Bildungsverständnis erforderlich. Mit Hilfe des Bildungsplans wird diese Rolle nochmal besonders hervorgehoben.
Wir bedauerten, dass der erste Bildungsplan 2011 im Bereich der Schule zu wenig bekannt geworden ist, sagt Carsten Nöthling, Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes Thü- ringen, und damit in der Schule auch nicht in gewünschten Maß eine Rolle spielt. Im Bereich der Kindertagesstätten ist dieser hingegen gut verankert und praktisch erprobt. Für dessen Implementation gab es ein entsprechendes Begleitprogramm, für die Grundschulen nicht.
Die Lehren daraus müssen jetzt für den neuen Bildungsplan bis 18 Jahren in Taten umgesetzt werden: Dieser muss in den Schulen ankommen, sagt Carsten Nöthling. Die Umsetzung der Inhalte des Bildungsplans in die pädagogische Praxis wird zeigen, ob dieser taugt. Das gibt es aber nicht zum Nulltarif. Ein vergleichbares Begleitprogramm wie 2011 vermissen wir. Damit haben wir die Befürchtung, dass dieser Plan in den Schulen nicht ernsthaft ankommt. Es be- steht also jetzt die Aufgabe, entsprechende Weichen zu stellen.