Für Janek Schmidkunz war es eine Partie mit gemischten Gefühlen. Nach drei Monaten Basketball-Abstinenz kam er für seine Oettinger Rockets am vergangenen Mittwoch gegen die Hamburg Towers zurück aufs Parkett. Das 27. Saisonspiel der 2. Basketball-Bundesliga ProA verloren die Raketen allerdings in der Messe Erfurt mit 71:80.
„Alles gut, ich habe keine Schmerzen mehr. Die Hand ist ja nicht mehr gebrochen“, meinte der Rückkehrer augenzwinkernd vor dem Spiel. Schmidkunz habe noch nie so lange während einer Saison gefehlt. Aufregung und Vorfreude sammelten sich vor der Partie in ihm. Wie er selbst sagte, überwog natürlich die Vorfreude.
Am 18. Dezember des vergangenen Jahres zog sich Janek Schmidkunz im Auswärtsspiel gegen die Crailsheim Merlins einen Mittelhandbruch zu. Die rechte Hand ist zwar noch verbunden, dennoch ist der Linkshänder fit. Head Coach Ivan Pavic sagte ihm vor dem Spiel noch nicht, dass er spielen wird. Damit stand auch sein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk in den Sternen. Wurde Schmidkunz doch am darauffolgenden Donnerstag 27 Jahre alt.
Schon in der achten Spielminute war sein Einsatz keine Spekulation mehr. Janek Schmidkunz wurde für Jonas Grof eingewechselt. Zuvor wurden seine Kollegen mächtig kalt erwischt. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 7:16. „Das war schon ungewohnt am Anfang“, gesteht der Aufbauspieler. Gerade in der heißen Phase der Saison, so kurz vor den Play-Offs, dürfe man sich eigentlich keine Fehler erlauben. Das taten die Oettinger Rockets jedoch zweifelsohne. Bester Beweis: der Halbzeitstand von 29:44. „Auch ich war nicht fehlerfrei, habe ich mich dann aber reingebissen“, sagte der nun 27-Jährige.
Das hat auch Head Coach Ivan Pavic so gesehen: „Ich war heute mit vielen Spielern unzufrieden. Das war aber nicht der Grund, warum er 17 Minuten gespielt hat. Anfangs lief es bei ihm nicht so, dann wurde er aber besser als seine Mitspieler und hat gute Entscheidungen getroffen.“ Schmidkunz kam mit 60 Prozent Feldwurfquote auf insgesamt auf neun Punkte: Das ist solide, nach drei Monaten Pause sogar gut. Schmidkunz wurde drittbester Schütze seines Teams.
In der zweiten Hälfte besserte sich das Spiel der Raketen und war dennoch nicht auf akzeptablen Niveau. „Das war unglaublich arrogant, so kann ich als Profi nicht ins Spiel gehen und an einem Mittwoch vor 2000 Zuschauern auftreten. Die Hamburger waren 40 Minuten aggressiver als wir, sie wollten den Sieg einfach mehr. Da brauche ich mich nicht zu wundern, wenn ich verliere“, meinte Wolfgang Heyder, Leiter Sport und Geschäftsentwicklung bei den Rockets.
Immerhin spürten die Hamburger Ende des dritten Viertels (25:20) etwas Gegenwind. Zu einem Sturm entwickelte sich dieser in den letzten zehn Minuten allerdings nicht (17:16). Der Grund der Niederlage ist also nicht in der zweiten Halbzeit zu suchen, sondern in der prinzipiellen Einstellung und rein statistisch natürlich in der ersten Hälfte „Wir haben in den ersten 20 Minuten wie das Kaninchen vor der Schlange agiert. Wir konnten uns bis unter den Korb durchsetzen und haben dann viele, viele Versuche verlegt“, so Head Coach Pavic. „Lasch“, kommentierte er. „Eine Schande“, meinte Heyder.
Mit einem Heimsieg hätte in Bezug auf die Play-Offs nichts mehr schiefgehen können. So ist eine Rockets-Teilnahme noch nicht 100-prozentig. Die Hamburger hingegen haben sich eine Minimalchance auf jene Endrunde erhalten. Sie sind nur noch einen Sieg von den Play-Off-Rängen entfernt. Jedoch liegen sie im direkten Vergleich gegen einige der Mitstreiter um die letzten Plätze hinten. Die Towers hatten diese Saison mit „unfassbar vielen Verletzungen zu kämpfen“, erinnerte ihr Coach Hamed Attarbashi, „nun konnten wir endlich mal mit zehn Leuten durchgängig über mehr als eine Woche trainieren“. Für Attarbashi hat das Wirkung gezeigt. Er ist natürlich zufrieden mit der Leistung seiner Jungs: „Wir haben von Anfang an geführt und ein gutes Spiel gemacht. Und wir hatten in Phasen, in denen das Spiel kippen konnte auch das nötige Wurfglück.“
Nicht nur sportlich haben die Hamburger Leuchttürme den Raketen die Tour vermasselt. Auch der Geburtstagswunsch von Janek Schmidkunz ging nicht in Erfüllung. Partystimmung kam nach dem Spiel nicht mehr auf. „Ich werde heute Abend sicher mal kurz mit einigen wenigen anstoßen“, sagte das Geburtstagskind, „aber die Feier wird verschoben!“
Die Katerstimmung ohne Party bekommt noch einen übleren Nachgeschmack: David Hicks kassierte ein disqualifizierendes Foul und wird mindestens im Spiel gegen Nürnberg fehlen. Dieses findet am kommenden Samstag bei den Mittelfranken statt. Tip-Off ist 19.30 Uhr.