Olympiasiegerin und Weltmeisterin Cornelia Sirch arbeitet heute dort, wo sie einst den Grundstein ihrer Karriere legte – in der Roland Matthes Schwimmhalle.
Zwei goldene Medaillen und eine bronzene liegen auf dem Tisch. Die goldenen sind auf 1982 und
1986 datiert. Die erste errungen bei den Weltmeisterschaften in Guayaquil (Ecuador), die zweite in Madrid. Das bronzene Meisterstück wurde der Erfurterin 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul
umgehangen. Für das, was sie damals am besten konnte – Rückenschwimmen über 100 und 200 Meter. Cornelia Sirch sammelte damals Medaillen, wie andere Briefmarken. Einmal Gold und zweimal Bronze bei Olympia, zweimal Weltmeisterin, neunmal Europameisterin. Viele Male DDR-Meisterin. Entweder solo oder in der Staffel. Eine beeindruckende Erfolgsstory.
Über das Thema Doping redet sie nicht gern. Auch sie habe viele Spießruten laufen müssen und jegliche Diskussionen – vor allem nach der Wiedervereinigung – wurden auf dieses eine Wort reduziert. Dabei ist sie heute noch davon überzeugt, dass das Sportsystem, in dem Land, in dem sie aufgewachsen ist, absolut professionell betrieben wurde.
Geboren ist die heute 57-Jährige übrigens in Jena. Ein kurzes Intermezzo. Nach der Geburt ging es sofort nach Erfurt. Ihrem Lebensmittelpunkt für viele Jahrzehnte, den sie 2005 mit Eischleben tauschte. Dort lebt sie mit ihrem Mann, dort hat sie die Ruhe und die Natur, die sie liebt. Elf Kilometer langer Weg zur Arbeit, in zehn Minuten zu schaffen. In der Schwimmhalle am Beethovenplatz, die den Namen Roland Matthes trägt, hat sie ein Büro. Dort organisiert sie Schwimmkurse, koordiniert Belegungspläne, kümmert sich um Vermietung und Veranstaltungen. Sie ist da, wo sie immer war. In der Schwimmhalle. Eigentlich müsste sie eine Inventarnummer bekommen. Schule, Schwimmverein, Sportschule, Arbeitsstelle – immer spielte diese 1970 erbaute Halle eine tragende Rolle im Leben von Cornelia Sirch. Ihren Namensgeber hat sie dort in ihrer Jugend seine Bahnen ziehen sehen. Wenn man in der Biografie der früheren Spitzensportlerin blättert, fallen zwei Punkte der beruflichen Vita ins Auge. Die Mutter eines 31-jährigen Sohnes und zweifache Großmutter hat Herrenmaßschneiderin gelernt. Und dann hat sie nach der Wiedervereinigung in einer Fahrschule in Stotternheim die Geschäfte geführt. Später arbeitete sie zehn Jahre als Nachwuchstrainerin. Seit 2004 hat sie den Job bei den Stadtwerken in der Roland Matthes Halle.
Unzähligen Kindern hat sie das Element Wasser nähergebracht, ihnen das Schwimmen beigebracht.
Kurios, wie sie überhaupt zum Schwimmen kam. „Meine Eltern waren Kneiper und haben eine Saison lang einen Kiosk im Nordbad betrieben. Ich war damals fünf, bin ins tiefe Wasser gehüpft, konnte noch nicht wirklich schwimmen und fand es toll“, erinnert sie sich. Schwimmen geht sie heute, wenn überhaupt noch, mit ihren beiden Enkelkindern, verrät sie, bevor sie noch lachend aus dem Nähkästchen plaudert.
In den 80er-Jahren sei sie mal in der Eugen-Richter-Straße mit dem Trabbi geblitzt worden. Der Polizist schaute erst auf den Ausweis, dann ins Auto und salutierte plötzlich: „Wegen hervorragender sportlicher
Leistungen sehe ich von einem Stempel ab!“ Glück hat sie also auch noch gehabt in ihrem Leben.
Text: Michael Keller
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