Weinberg gehört zu den zu Unrecht vergessenen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Erst seit der Wiederentdeckung seiner Auschwitz-Oper Die Passagierin im Jahr 2010 wird seinem Werk verstärkt Interesse entgegengebracht.
Weinbergs Kammeroper Lady Magnesia entstand vor 35 Jahren und erzählt eine skurrile Geschichte über Liebe, Leidenschaft, Eifersucht bis hin zum Giftmord. Auf der Studiobühne des Theaters Erfurt agieren unter der Regie von Barbara Schöne 4 Solisten des Erfurter Theaterensembles im von Jeannine Cleemen entworfenen Bühnenbild.
Premiere: Lady Magnesia: 02.02. 2012, 20 Uhr, Studiobühne
Weitere Informationen unter www.theater-erfurt.de
Tel. Kartenservice 0361-2233155 (tägl. 10 bis 18 Uhr)
Die Geschichte
Lady Magnesia ist hin- und her gerissen zwischen ihrem Liebhaber Adolphus und ihrem Ehemann,
Lord George Fitztollemache. Dieser plant zunächst einen Mordanschlag auf die Lady, nachdem
diese sich früh zur Bettruhe begeben hat. Da der Versuch misslingt, kredenzt er anschließend ihrem
Lover einen Giftdrink. Unter dem Eindruck des sich vor Schmerzen windenden Adolphus entdeckt
Lady Magnesia neue Gefühle für ihren Gatten. Gerührt von dieser Wendung, versuchen Lord und
Lady gemeinsam, Adolphus Linderung zu verschaffen. Schließlich wird auf Raten Fitztollemaches die
Gipsbüste der Lady aufgelöst und dem Sterbenden als Medizin gereicht. Solcherart sanft zum Tod
geleitet, versteinert Adolphus zur Statue, die schützend die Hände über das Ehepaar ausbreitet.
Der Komponist
Mieczyslaw Weinberg – 1919 in Warschau geboren und 1996 in Moskau gestorben – zählt
zweifellos zu den zu Unrecht vergessenen Komponisten des 20. Jahrhunderts. 1931 nahm er seine
musikalischen Studien, zunächst als Pianist, am Warschauer Konservatorium auf. Nach dem deut-
schen Überfall auf Polen 1939 floh er über Minsk und Taschkent nach Moskau, um sich dort seit
1941 Kompositionsstudien zu widmen. Seine Eltern und Geschwister, die ihn Polen blieben, sollte
er nie wieder sehen – sie wurden im Warschauer Ghetto von den Deutschen ermordet. Kurze Zeit
später zwangen ihn die Kriegswirren und die weiter in die Sowjetunion vorrückenden deutschen
Truppen erneut zur Flucht, die ihn abermals nach Taschkent führte. Hier begann er mit der Komposi-
tion seiner 1. Symphonie, die in besonderer Weise musikalische Einflüsse seiner jüdischen Herkunft
widerspiegelt. Er schickte die Partitur des Werkes an Dmitri Schostakowitsch, der sich begeistert
zeigte und den jungen Komponisten nach Moskau einlud, wo Weinberg fortan bis zu seinem Tod
lebte und arbeitete.
Das Werk
1973 entstand die Kammeroper Lady Magnesia nach Shaws Farce Passion, Poison and Petrifaction
(Leidenschaft, Gift und Versteinerung). Das knapp einstündige Werk lebt von einer außerordentli-
chen musikalischen Vielfalt. Verschiedene Tanzformen (Tarantella, Marsch, Walzer) durchziehen
die Partitur ebenso wie stilistische Reminiszenzen an Barockmusik und die frühe Moderne des 20.
Jahrhunderts, mit Anleihen auch in der Unterhaltungsmusik. Weit gefächert ist auch die Bandbreite
der vokalen Ausdrucksmittel, von ariosen Passagen über das Parlando hin zum reinen Sprechen.
Mehr als 35 Jahre nach ihrer Entstehung erlebt die ebenso meisterhafte wie skurrile Partitur der Lady
Magnesia in Erfurt ihre szenische Uraufführung. Umrahmt wird das Werk durch einige Instrumental-
und Vokalsätze des englischen Barockkomponisten Henry Purcel