Der Gedanke eines Zufluchtsortes zum Schutz vor Gefahr und Verfolgung findet sich schon im Alten Testament. Im dritten Buch Mose (19,34) heißt es: „Den Fremden, der bei euch wohnt, sollt ihr wie einen von euch behandeln und ihr sollt ihn lieben wie euch selbst. Denn ihr selbst wart einst Fremde in Ägypten.“ Der Vortrag von Professor Herz spannt den Bogen von den Ursprüngen des Asyl-Gedankens, seiner Geschichte, der Regelung im Grundgesetz und der völker- und europarechtlichen Ausgestaltung dieses Rechts. Diskutiert wird auch die politische Dimension von Emigration und Asyl, nicht zuletzt die Frage nach dem Zusammenhang von xenophoben Vorstellungen, nationalistischer Rhetorik („Das Boot ist voll“) und den Erwartungen an einen dem Gedanken der Humanität verpflichteten Rechtsstaat.
Dietmar Herz ist Professor für Vergleichende Regierungslehre und Vorsitzender des Beirats der Willy Brandt School of Public Policy an der Universität Erfurt, deren Gründungsdirektor er war. Derzeit ist er Staatsekretär im Thüringer Justizministerium. Von 2001 an bis 2004 war Herz Vizepräsident für Studium und Lehre an der Universität Erfurt und später Vizepräsident für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Angelegenheiten. Herz studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte sowie Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die nächste Veranstaltung der Ringvorlesung findet am Dienstag, 28. Mai, statt. Ph.D Dr. Ulrike M. Vieten von der Universität Sheffield spricht dann über „Deutsche, britische und niederländische Stimmen des Aufbruchs in Europa: ‚Neu‘-BürgerInnen jenseits nationaler Begrenzungen“.