Die Schulklingel schellt, die große Pause ist vorbei, und die 2A rennt zurück ins Klassenzimmer. Alle setzen sich an ihre Tische, starten ihre Laptops und warten bis der Lehrer das Whiteboard hochgefahren und mit dem richtigen Material bestückt hat. Moment ─ wie bitte?
Laptops? In der zweiten Klasse? Nun gut, wir haben ein wenig übertrieben, dennoch verändert sich das Lernen in den Schulen und wird immer digitaler. Schon seit 2012 gibt es in der Erfurter Thomas Mann Grundschule sogenannte Smartboards oder auch Whiteboards, die die handelsüblichen grünen Tafeln ersetzen.
Die Zukunft ist kreidelos
Ab dem 1. September dieses Jahres werden also wieder neue Schüler einen Raum ohne den Duft von Tafelwasser, Schwamm und Kreide betreten. Sie können sich von klein auf mit den neuen Möglichkeiten Wissen aneignen. Die neuen Tafeln, mit denen sich eine Menge anstellen lässt, sind aber nur die Spitze der bisherigen Entwicklung. Schon jetzt muss jede Schule ein Mindestmaß an Computern, einen Internetzugang und Beamer zur Verfügung stellen. Im besten Fall kommt hierbei jedoch auf 10 Schüler ein meist betagter Computer. Die Anschaffung eines Smartboards kostet je nach Ausführung zwischen 1.700 und 3.000 € – eine beachtliche Summe, wenn man bedenkt, dass jeder Schüler noch einen eigenen Laptop braucht, damit diese effektiv genutzt werden kann.
Doch auch ohne Schülerlaptop seien die Tafeln eine Bereicherung, sagen die Lehrer. Mann kann mit dem Finger ein Wort an die Tafel schreiben, es an jede beliebige Stelle verschieben und anschließend Größe und Farbe ändern. So ließen sich viel differenziertere und aufwendigere Tafelbilder erstellen. Sollten die Schüler vernetzt sein, ist das Tafelbild per Mausklick auf die Laptops übertragen. Wenn man ganz wild spekuliert, basteln die Schüler wahrscheinlich in ein paar Jahren parallel an ihrem eigenen Blog. Denn die Einrichtung einer Website geht dank Angeboten wie denen von 1&1 mittlerweile kinderleicht. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Zeigt der Lehrer mit entsprechenden Programmen die Lösung von Aufgaben am Smartboard, kann er diese nach einer Einführung an die Schüler senden, damit sie alleine oder in Gruppen weiterbearbeitet werden können. Genauso können Videos angehalten, mit Notizen versehen und anschließend verschickt werden. Schüler, die früher zur Tafel gezerrt werden mussten, gehen jetzt freiwillig. Ein neues Unterrichtserlebnis, das viele Möglichkeiten birgt. Bloß Tafeldienst als pädagogische Maßnahme, den wird es irgendwann nicht mehr geben. Vielleicht ein Straf-Systemupdate des Whiteboards.
Bildrechte: Flickr 035/365 – April 23, 2009 (Y2) Morgan CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten