Hin und wieder ist es an der Zeit, sich an einen Aspekt der Vergangenheit zu erinnern, der vielleicht nicht so prominent daherkam wie andere. Sicherlich ist die Geschichte der DDR schon umfassend beleuchtet worden, doch immer noch findet man hier hin und wieder Dinge vor, die man sich so nicht hätte vorstellen können, oder die einfach komplett ignoriert wurden. So wie etwa der Sportmarkt im Osten. Heute nichts Außergewöhnliches mehr, aber „damals“ waren die Dinge halt noch etwas anders. Zeit also, mal einen Blick hinter die zeitgenössischen Kulissen zu werfen. Aber zunächst ein Blick nach vorn.
Von Grund auf neu
Ähnlich wie andere Bereiche des öffentlichen wurde auch das Glücksspiel in Deutschland mit dem Ende Zweiten Weltkrieg beendet und musste einen Neuanfang wagen. Nach dem Krieg arbeitete Deutschland bekanntlich eine neue Verfassung aus. Dieses Dokument machte das Glücksspielrecht in Deutschland zur Sache der einzelnen Staaten – zumindest im Westen, im Osten war es der Zentralregierung unterstellt.
Ähnlich wie in anderen Ländern konzentrierte sich das deutsche Glücksspielrecht zu Beginn auf Lotterien und Sportwetten, einschließlich der enorm beliebten Pferderennen. Die Spielbankengesetze waren restriktiv. Einige Staaten stellten den Kasinobesuchern Wohnsitzerfordernisse auf. Diese Beschränkungen wurden im Laufe der Jahre nach und nach aufgeweicht und waren dann 1995 gänzlich verschwunden.
Das ostdeutsche Glücksspielgesetz erlaubte nur Lotterien und Wetten auf Pferderennen – keine Sportwetten, keine Spielbanken. Nach der Wiedervereinigung 1990 explodierten die Spielbanken in der gesamten ehemaligen DDR fast wortwörtlich über Nacht, und eine neue Realität entwickelte sich.
Wetten in Staatshänden
In einer Entscheidung, die die lokalen deutschen Sportfunktionäre freute und den privaten Sektor enttäuschte, entschied das höchste deutsche Gericht gegen die Auflösung des staatlichen Monopols auf Sportwetten. Staatlich geförderte Wetten trügen mehr zum Schutz der Verbraucher bei, sagte das Gericht. Nach monatelanger Beratung entschied das Bundesverfassungsgericht, das staatlich geförderte Sportwetten Monopol Oddset aufrechtzuerhalten und der Bundesregierung weitere 500 Millionen Euro an jährlichen Steuereinnahmen zu sichern.
Die Entscheidung war ein Schlag gegen die Glücksspielbetreiber und den Deutschen Fussballbund, die gehofft hatten, das Gericht würde das Oddset-Monopol endgültig aufbrechen und den 3 Milliarden Euro schweren deutschen Glücksspielmarkt für neue Wettbewerber freigeben. Die Nutznießer des Marktes, die lokalen Sportfunktionäre, atmeten erleichtert auf. Allerdings blieb auch hiervon im Osten nicht viel übrig, da der Staat weiterhin Einschränkungen vornahm.
2021 – ein neuer Vorstoß für die Bundesrepublik
Der deutsche Gesetzgeber soll Online-Casinospiele in Deutschland zulassen, sofern die Betreiber die Bedingungen des ab 1. Juli 2021 in Kraft tretenden Regelwerks einhalten.
Gemäß der Vereinbarung der 16 Ministerpräsidenten des Landes dürfen die Betreiber weiterhin Online-Spielautomaten, Poker und Sportwetten anbieten, sofern sie dafür Sorge tragen, dass sie die Bestimmungen des Glücksspielneuregulierungstaatsvertrags (GlüneuRStV) bis zum 15. Oktober einhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen sie die Spielerschutzrichtlinien und Suchtpräventionsmaßnahmen des GlüNeuRStV einhalten. Zu diesem Zeitpunkt wird von den Spielern auch erwartet, dass sie sich an die Bestimmungen des Gesetzes 2021 für jede Vertikale halten. Das bedeutet, dass bei Sportwetten die Betreiber verpflichtet sind, die Spielwettenmärkte auf den nächsten Torschützen und das Endergebnis zu beschränken, während bei Online-Slots ein Einsatzlimit von 1 Euro pro Spin gelten muss.
Was für den ehemaligen Osten am wichtigsten ist: Jedes Bundesland kann ab dem 1.7.2021 frei darüber verwalten, wie sie auf Landesebene die Lizenzen für die Online Casinos verteilen wollen. Hier ist also endlich mal die Hoheit nicht mehr auf Bundesebene, sondern dezentraler. Das hilft dabei, ein System welches über viele Jahre hinweg in einem Ungleichgewicht war, endlich nachhaltig zu regulieren und anzupassen.
Sportwetten uneingeschränkt groß in Deutschland
Wir sprechen von einer Nation, die in ihrer Geschichte vier Mal die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft gewonnen, vier weitere Male die Silbermedaille gewonnen und vier Mal den dritten Platz belegt hat. Was das neben Ruhm mit sich gebracht hat? Ein Faible für den persönlichen Einsatz. Sowohl beim Live-Publikum als auch bei den Sportwetten in Deutschland ist der Fussball der unangefochtene König des Sports.
Die Bundesliga hat die höchste durchschnittliche Zuschauerzahl in Europa und wird nur von der NFL überholt. Falls Sie also noch mehr Beweise brauchten, dass Fußball der Lieblingssport der Deutschen ist, jetzt haben Sie mehr als genug davon. Die jährliche Teilnahme von Bayern München und Borussia Dortmund an der UEFA Champions League gibt den deutschen Spielern viele Gründe, ihre Lieblingsmannschaften bei Anbietern wie 888sport zu unterstützen und sich über ein breites Angebot an Wetten zu freuen.
Von der gesamten Sportwettenaktivität in Deutschland entfallen fast 80% auf Fußballwetten, während sich Tennis, Handball und Basketball die restlichen 20% teilen. Und da der Osten sportlich auch endlich wieder von sich reden macht – allen voran mit RB Leipzig – kann man hier durchaus von einem Trend sprechen.
Mit oder ohne regulierten Markt nahmen 2018 49% der deutschen Erwachsenen in Form von Glücksspielen teil. 21% dieser Glücksspieler waren zwischen 24 und 44 Jahre alt und bevorzugen mobile Sportwetten. Es ist vielleicht nicht überraschend, dass 79% aller Wettenden, die Spaß an Online-Sportwetten haben, männlich sind. Dies war auch in der DDR nicht groß anders, auch weil die Zeiten damals noch anders waren.
Fazit
Die Glücksspielgesetze in Deutschland sind definitiv einzigartig. Casinos und Lotterien können in öffentlichem Besitz sein, aber auch im Privaten. Sportwetten sind sowohl über die Lotterie als auch über private Buchmacher zugänglich. Des Weiteren gibt es auch Tausende an kleinen Spielautomatenhallen in der Bundesrepublik, für das Spielvergnügen. Online ist alles wie immer ein wenig kontrollierter, aber es sieht so aus, als ob es durch die Maßnahmen Schleswig-Holsteins einige Änderungen im deutschen Online-Glücksspielgesetz geben wird. Und hier sollte man dann auch nicht vergessen, welche Relevanz die einstige DDR in der Entwicklung gespielt hat, denn auch im Osten hat man immer gerne gewettet und auf die richtigen Fussball Ergebnisse gehofft. Dies ist also ein weiterer Aspekt in der Geschichte der DDR, der ein wenig unter den Teppich gekehrt wurde. Aber zum Glück gibt es ausreichend viele Dokumentationen darüber, wie sich die Region auf die neuen Realitäten einstellt. Angefangen von Pferderennen bis hin zum klassischen Oddset, so findet man heute im Osten mehr Buchmacher denn je und vor allem mit Blick auf das Internet wird dieser Trend in den kommenden Jahren fraglos auch nachhaltig steigen. Man darf also gespannt sein zu erfahren, wohin es gehen wird.
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de