Bekannte Firmen wie die Schuhfabrik Hess und die Maschinenfabrik Henry Pels wurden von Juden gegründet und geführt. Neben einigen großen Unternehmen gab es hauptsächlich Klein- und Kleinstbetriebe, deren Gründer jüdische Wurzeln hatten. Bis in die 1920er Jahre waren diese Unternehmen Teil des Erfurter Wirtschaftslebens, jedoch waren sie zunehmend Repressa- lien und antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.
Mit Beginn des Nationalsozialismus kam es zu einer systematischen Ausgrenzung der Juden, die auch die Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit zum Ziel hatte. Bereits 1939 gab es in Erfurt kein jüdisches Unternehmen mehr. Nach dem Holocaust kehrten nur wenige der jüdischen Überlebenden nach Erfurt zurück. Doch es war schwierig für sie, ihr Eigentum zurückzuverlangen. Einige der ehemals jüdischen Unternehmen wurden von der DDR verstaatlicht.
Christoph Kreutzmüller zeigt auf, wie das Wirtschaftsgefüge vor 1933 in Erfurt aussah, wie jüdische Unternehmer den Kampf um ihre Betriebe in der Zeit der Willkür des Nationalsozialismus führten und verloren und wie schließlich die junge DDR eine Rückgabe an die ehemaligen jüdischen Besitzer verhinderte.
Dr. Christoph Kreutzmüller arbeitet am Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. Zusammen mit Dr. Eckart Schörle ist er Autor des Buches „Stadtluft macht frei? Jüdische Gewerbebetriebe in Erfurt 1919 bis 1939“. Die Publikation ist an der Kasse der Alten Synagoge erhältlich.
Aus statischen Gründen dürfen im 1. Obergeschoss der Alten Synagoge nur 40 Stühle gestellt werden. Rechtzeitiges Erscheinen wird daher empfohlen. Einlass ist ab 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei.