Tiere vom Züchter oder aus dem Tierheim? Das sind die Vorteile und Risiken

Tiere vom Züchter oder aus dem Tierheim? Das sind die Vorteile und Risiken

5. Dezember 2023
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Wer sich ein Tier zulegen möchte, sollte diese Entscheidung gut überdacht haben. Im Vorherein sollte geklärt werden, ob es Allergien in der Familie gibt, welche Art von Haustier zum eigenen Lebensstil passt und ob gutes Futter und der Tierarzt auf Dauer bezahlt werden können. Ist all das geregelt, bleibt die Frage: Woher holt man sich das neue Familienmitglied am besten? Pro Jahr landen über 350.000 Hunde, Katzen und Kleintiere in den deutschen Tierheimen. Der Anblick von süßen Welpen oder Kitten auf Facebook, Kleinanzeigen und Co. veranlasst trotzdem viele Menschen, sich ein Haustier vom Züchter zuzulegen.

Constantin von Schaubert ist Tierarzt und seit September 2023 Leiter des Erfurter Tierheims. Er weiß genau, was die Vor- und Nachteile von Tierheimen und Züchtern sind. „Vornweg ist zu sagen, dass es viele seriöse und besorgte Züchter gibt. Darunter mischen sich aber leider auch schwarze Schafe, denen es nur um den Gewinn und weniger um das Tierwohl geht“, sagt er. Auch in Erfurt gibt es deshalb immer wieder Beschlagnahmungen von Tieren. Ein Zucht- oder Halteverbot ist jedoch schwer durchzusetzen. Für viele Interessenten ist es schwer, zu erkennen, welche Züchter seriös sind und welche nicht. Dr. Schaubert: „Gute Züchter sorgen sich lange um ihre Tiere und geben sie nie zu früh von der Mutter weg. Oft lassen sie die Tiere schon vor Vermittlung impfen oder sogar kastrieren. Optimal ist es, rechtzeitig Kontakt zum Züchter aufzunehmen. Ein gutes Zeichen ist es, wenn man in die Wohnung/das Haus gelassen wird, in dem die Tiere leben. Dort kann man sich die Elterntiere und die Umgebung genau anschauen. Ein absolutes No-Go sind Übergaben der Tiere an der Haustür oder beispielsweise im Park“. Ebenfalls wichtig: Zuchtnachweispapiere. Ein seriöser Züchter sollte kein Problem damit haben, dass man eine Kopie der Impfpässe der Eltern sowie das Tier, das man kaufen möchte, einmal mit zum Tierarzt nimmt. Dort kann vom Profi beurteilt werden, ob sich das Tier in einer guten gesundheitlichen Verfassung befindet. Vor dem Kauf ist es außerdem ratsam, das Tier mehrmals zu besuchen und sich so über einen längeren Zeitraum ein Bild davon zu machen. Dr. Schaubert: „Heutzutage kann man auch versuchen, Menschen, die in der Vergangenheit bereits Erfahrung mit dem Züchter gemacht haben, zu finden. Beispielsweise über Social Media“.

Tierarzt und Leiter des Erfurter Tierheims: Dr. Constantin von Schaubert. Hier gemeinsam mit seinem Hund Simba. I Foto: Michael Keller, Funke Medien Thüringen

Im SWE Tierheim sind in der Vergangenheit schon oftmals Tiere gelandet, die vom Züchter stammten. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen werden Tiere von unseriösen Züchtern beschlagnahmt und im Tierheim untergebracht. Zum anderen haben diese Tiere oft Krankheiten oder eingezüchtete Merkmale, die hohe Tierarztkosten verursachen. Manche Besitzer können die dann nicht mehr decken und geben das Tier ab. Zu diesen Merkmalen zählen beispielsweise die kurzen Schnauzen bei Perserkatzen oder Französischen Bulldoggen, die zu Problemen beim Atmen oder mit den Zähnen führen. Dr. Schaubert: „Auch der Mops zählt zu solchen Qualzuchten. Die meisten Tiere haben einen eingezüchteten Wirbel, der im Alter zu Beschwerden führt. Solche Züchtungen haben wenig Sinn. Denn wenn man sich ein Tier zulegt, sollte seine Optik nur eine geringe Rolle spielen. Für die Tierärzteschaft ist bei einigen Rassen eine Grenze überschritten aber leider gibt es für Qualzuchten eine Lobby“. Das Problem: Das Leiden der Tiere lässt sich nicht messen. Und so werden Rassen nicht verboten und Käufer nicht richtig informiert.

Was ist also die Lösung? „Es gibt kein schwarz und weiß, deshalb gibt es auch nicht die perfekte Lösung. Grundsätzlich sollte sich jeder, der ein Tier haben möchte, informieren, ob es im örtlichen Tierheim eins gibt, das zu den eigenen Vorstellungen passt“. Die Vorteile: Das Tier wurde schon tierärztlich betreut und ist in den meisten Fällen bereits geimpft, gechipt und kastriert. Außerdem haben potenzielle Interessenten die Chance, das Tier intensiv kennenzulernen, indem sie mehrmals vorbeikommen. Dr. Schaubert: „Unsere Mitarbeiter sind immer bemüht, die Tiere in gute Verhältnisse zu vermitteln. Es geht dabei nicht ums Geldverdienen, sondern immer um das Tierwohl. Außerdem kennen sie die Tiere gut vom Charakter und können genau sagen, in welches neue Zuhause es passt und in welches nicht. Wenn es in den ersten Wochen Probleme gibt, stehen die Mitarbeiter immer beratend zur Seite“. Die Nachteile der Adoptionen von Tierheimtieren: Bei vielen Tiere besteht ein Risiko, da die Herkunft, der Stammbaum und die Krankengeschichte unbekannt sind.

Dr. Schaubert´s Fazit: „Viele Tiere, die wir im SWE Tierheim aufnehmen, kommen aus schlechter Haltung. Deshalb denken die Leute oft, dass es auch schlechte Tiere sind. Das stimmt aber nicht. Viele unserer Schützlinge entwickeln sich toll, wenn sie wieder in guten Verhältnissen leben. Ich wünsche mir sehr, dass sie alle eine Chance auf ein sicheres und liebevolles Zuhause bekommen“.


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