Tim Bendzko in der Thüringenhalle: Diesmal hat es geklappt

14. April 2014
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Am 21.02.2014 musste Tim Bendzko noch das Konzert nach 30 Minuten wegen einer Entzündung der Mandeln und Versagen der Stimme abbrechen. Tief enttäuscht gingen die Fans damals nach Hause. Mit den letzten Worten versprach er eine Wiederholung. Am Sonntag nun löste er sein Versprechen ein.
Normalerweise erlernen die meisten Musiker ihr Klang-Einmaleins bereits in frühen Jahren. Bei dem 1984 in Berlin geborenen Tim Bendzko dagegen verhält sich der Werdegang so gar nicht Karriere-typisch. Schon als kleiner Bengel stellte er sich immer und immer wieder die Frage: Was mache ich mit meinem Leben?

Bereits früh zementiert sich eine Grundvorstellung: „Ich wollte immer etwas machen, was mir Spaß macht und was ich richtig gut kann“, so der Hauptstädter. In seinen Gedanken spielt Musik dabei eine große Rolle, wenngleich eher passiv und begleitend.
Mit elf Jahren entscheidet er sich erst einmal für den Bolzplatz. Tim Bendzko hat Talent, ihm wird beim großen 1. FC Union Berlin eine steile Kariere prognostiziert. Er hat hohe Ziele und verfolgt diese akribisch, inklusive Sportgymnasium, endlosen Trainingseinheiten und allem was sonst noch dazugehört.

Doch schon während dieser Zeit findet ein Umdenken beim Berliner statt: „Mir war klar, ich muss Musik machen. Und ich war mir sicher, dass das alle ganz toll finden werden“. Gesagt, getan. Mit einer fast schon naiven Vision und einem gesunden Selbstbewusstsein nimmt Tim Bendzko kurzzeitig Gitarren-Unterricht.
Er lernt die grundlegenden Akkorde, und schneller als gedacht purzeln die ersten Songfragmente aus ihm heraus: „Die Lieder waren richtig gut, aber so ausdrucksstark, dass sie nicht wirklich zu einem 16-Jährigen passen, man hätte sie mir einfach nicht abgenommen“, berichtet der Sänger rückblickend.

Für Tim Bendzko bedeutet diese Erkenntnis keinerlei Rückschritt, ganz im Gegenteil. Seine Zeit sei noch nicht gekommen. Das große Ziel immer vor Augen fängt er nach dem Abitur an zu studieren. Während dieser Phase wird das Verlangen, sich und seine Musik zu präsentieren, immer größer.
Als sich der Lockenkopf dann erstmalig auf die Bühne traut, muss er feststellen, dass die Zeit immer noch nicht reif ist: „Es war noch zu früh, um mit den Stücken groß aufzutreten“. So verkriecht sich der Songwriter weiter in seinem Schaffensprozess und wartet geduldig auf den richtigen Moment.

Im Sommer 2009 entscheidet sich Bendzko, nach dem Gewinn eines Nachwuchswettbewerbs alles auf eine Karte zu setzen. Sein souliger Jazz-Pop-Mix findet schnell Gehör bei den richtigen Leuten, und so unterschreibt er kurz darauf einen Plattenvertrag beim Major-Label Sony. Auch wenn anfangs wenig darauf hindeutete, gelangt der Berliner genau an den Punkt, wo er schon als kleiner Steppke immer hin wollte: „Singen und Songs schreiben. Aber nicht so nebenher. Das kann nur groß werden, weil es groß werden muss. Und weil ich es weiß“, so Bendzko selbstbewusst.
Der 2011 erscheinende Longplayer „Wenn Worte Meine Sprache Wären“ entwickelt sich zum Renner, Bendzko reklamiert mit diesem Erfolg den Titel „Shootingstar des Jahres“ für sich. Mit dem Titeltrack des Albums gewinnt er Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“. Tim Bendzko bleibt weiterhin öffentlich präsent. Bei den Tourneen von Elton John und Joe Cocker macht er als Vorprogramm-Act auf sich aufmerksam.
Vor Ehrungen kann sich der Newcomer schon bald nicht mehr retten. Er räumt u.a. beim Echo, den MTV Europe Music Awards und der Bambi-Preisverleihung ab. Für die Kinder-Castingshow „The Voice Kids“ sitzt er ab 2013 im Juroren-Sessel.
Am Sonntag nun nahm Tim Bendzko zum zweiten Mal Anlauf die Thüringenhalle auf den Kopf zu stellen. So war der Dank für das Verständnis an das Erfurter Publikum seine ersten Worte des Abends. Auch wurden Songtextzeilen pathetisch auf Erfurt um getextet. Das meist weibliche und junge Publikum hatte ihm da den Abbruch vom Februar längst verziehen. Alle sind sie voller Erwartung wieder gekommen um mit ihrem Idol die Party erneut zu zelebrieren. Und man konnte spüren: Beide Seiten gaben ihr Bestes.