Sie tragen keine roten Badeanzüge oder Badehosen, Baywatch-Qualitäten spielen bei ihrer Auswahl keine Rolle. Richtig gut sind sie hingegen im Wasser. Sie schwimmen 400 m in höchstens 15 Minuten, davon 50 m im Kraulstil, 150 m Brustschwimmen und 200 m in Rückenlage mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit. Nachdem sie 300 m in voller Bekleidung im Wasser zurückgelegt und dafür höchstens 12 Minuten benötigt haben, schaffen sie es noch, sich im Wasser zu entkleiden.
Das sind keine Actionszenen aus einem neuen Film der Wasserpolizei, sondern Anforderungen, die für das Rettungsschwimmabzeichen in Silber zu erfüllen sind. Die Prüfung dazu kann jeder z. B. bei der Wasserwacht oder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft ablegen. Beide Organisationen signalisierten in diesem Jahr, dass die Zahl derer stetig sinkt, die eine Rettungsschwimmerausbildung machen wollen. Das Problem ist inzwischen auch in den Erfurter Bädern bekannt. „In der Freibadsaison benötigen wir mehr qualifizierte Mitarbeiter, dann sind statt zwei insgesamt sechs Bäder zu betreuen“, beschreibt Kathrin Weiß, Geschäftsführerin der SWE Bäder GmbH die Situation. Nahezu 200.000 Badegäste kamen 2013 in die Erfurter Freibäder. Ohne Rettungsschwimmer ist der Saisonbetrieb nicht im gewünschten Maße zu organisieren. Dann werden die Mitarbeiter in größerem Umfang zusätzliche Stunden übernehmen. Eine weitere Möglichkeit ist das tageweise Schließen einzelner Bäder oder Schwimmhallen.
Mannigfaltige Aufgaben im Badebetrieb
Rettungsschwimmer unterstützen die Arbeit der Schwimm-Meister und sorgen für die Einhaltung der Bade- und Hausordnung. Ohne sie könnten viele Freibäder im Freistaat nicht von Mai bis September öffnen. Geleitet werden die Bäder von Schwimm-Meistern, die in ihrer dreijährigen Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um ein Bad komplett zu führen: Sanitäts- und Rettungsdienst, Schwimmsport, Technik, Betriebswirtschaft und natürlich umfangreiches Wissen zum Aufsichtsdienst und der Sicherheit im Bad.
Rettungsschwimmer unterstützen die Schwimm-Meister in ihrer Arbeit, eintönig ist ihr Dienst keinesfalls. Sie sorgen für die Badesicherheit: Rutschen, Sprungturm oder Sprudelkanal bedürfen besonderer Beobachtung, wo sich viele Badegäste aktiv im Wasser beschäftigen, steht die Sicherheit besonders im Fokus. Rettungsschwimmer sind erster Ansprechpartner für den Sanitäts- und Rettungsdienst. Der reicht vom Aufkleben eines Pflasters und Verarzten kleiner Verletzungen bis hin zur Ersten Hilfe bei Badeunfällen oder plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problemen der Badegäste. Die gründliche Ausbildung mit Erste-Hilfe-Kurs befähigt sie dazu. Wer als Rettungsschwimmer für die Sicherheit der Badegäste sorgen möchte, benötigt das silberne Rettungsschwimmerabzeichen und muss es aller zwei Jahre wiederholen, nicht nur in den Erfurter Bädern. Die Leistungsanforderungen, vor allem das Schwimmen mit Kleidung, sind für einen untrainierten Schwimmer nur schwer zu erfüllen, Fitness und gute Schwimmkenntnisse sind deshalb wichtigste Voraussetzung neben der Begeisterung, den Sommer im Dienst zu verbringen, wenn andere unbeschwert im Wasser plantschen.
Der Rettungsschwimmerdienst beinhaltet nicht nur die Aufsicht am Beckenrand. Ordnung und Sauberkeit sowie Reinigungsarbeiten runden das Aufgabengebiet ab.
Student Felix Hinkfuß, seit dem 1. April 2012 aktiver Rettungsschwimmer in den Erfurter Freibädern, ist mit Begeisterung dabei. Der aktive Kanusportler hat auch schon an der Ostsee Erfahrungen gesammelt. Zu seiner Motivation für den Rettungsschwimmereinsatz befragt, erklärt der 24-Jährige: „Die Arbeit ist nie langweilig und man kann Verantwortung übernehmen. Als Sportler halte ich mich außerdem fit und kann den Rettungsschwimmereinsatz gut mit meinem Studium koordinieren.“
Einen Bekannten hat Felix Hinkfuß bereits überzeugt, sich bei den Erfurter Stadtwerken als Rettungsschwimmer zu bewerben. Interessenten für die noch offenen Stellen erhalten Informationen unter 0361 564 1410 oder können ein Gespräch vereinbaren.