Nahmanides und Meir von Rothenburg waren zwei große zeitgenössische rabbinische Autoritäten in Katalonien bzw. Deutschland. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen über einen Kontakt zwischen den beiden, und angesichts der geografischen und kulturellen Entfernung, die sie trennte, wäre dies auch höchst unwahrscheinlich gewesen. Dennoch reagierten beide auf problematische künstlerische Neuerungen an rituellen Gegenständen in ihren jüdischen Gemeinden mit dem gleichen Satz „Sie machen nicht schön“, um ihre zurückhaltende Ablehnung dieser Entwicklungen zum Ausdruck zu bringen, wobei sie jeweils unterschiedliche Gründe anführten.
Nahmanides sprach über bemalte Schofarhörner (aus Widderhörnern hergestellte Blasinstrumente) und ihre Eignung für den rituellen Gebrauch am jüdischen Neujahrstag. Meir von Rothenberg sah sich mit illustrierten Gebetbüchern konfrontiert, von denen einige bis heute erhalten sind. Die beiden Fälle werden im Kontext des traditionellen und zeitgenössischen rabbinischen Denkens und der Artefakte dieser Zeit beschrieben und verglichen.
Referent Leor Jacobi lehrt an der Bar-Ilan-Universität in Israel und ist Redakteur von der dort herausgegebenen kunstgeschichtlichen Zeitschrift Ars Judaica: The Bar-Ilan Journal of Jewish Art. Kürzlich schloss er ein Postdoc-Stipendium der Humboldt-Stiftung ab, wo er die jüdische Kunst des Buchbindens und hebräische Handschriftenfragmente in katalanischen Archiven untersuchte.
Der Einlass zum Vortrag ist ab 18:00 Uhr möglich.