Während die meisten Erfurter noch tief und fest schlafen, rückt in der Eugen-Richter-Straße im Norden der Stadt eine Kolonne in Orange aus. 5:45 Uhr ist Dienstbeginn für die Jungs der Straßenreinigung. Wenn er Frühschicht hat, ist Thomas Kalmring zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Weile auf Arbeit, hat sich in Ruhe umgezogen, seinen Kaffee getrunken und alle Aufträge für den Tag zusammengetragen.
Thomas, der von seinen Kollegen „Kalle“ genannt wird, ist 42 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Gelernt hat er Tischler und Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, in beiden Jobs aber nie Fuß gefasst. Nachdem er seinen LKW-Führerschein machte, fuhr er eine Weile im Nah- und Fernverkehr, kam aber nirgends so richtig an. Als kleiner Junge noch großer Bewunderer von Winterdienst, Müllabfuhr und Co, ergriff er dann die Chance und orientierte sich noch einmal beruflich um. Seit 2015 arbeitet er bei der Stadtwirtschaft der Erfurter Stadtwerke. Als Leiharbeiter kam er damals zunächst zum Winterdienst. In seinem Job als Straßenreiniger ist er gut, wurde vor einem Jahr zum Vorarbeiter befördert. „Als Vorarbeiter bin ich in der Spätschicht für die Einteilung der Kollegen und die organisatorischen Abläufe zuständig“, sagt Thomas Kalmring. „Karriere zu machen und sich in eine Führungsposition hochzuarbeiten ist in dem Job definitiv möglich!“
Wenn Thomas mit der Kehrmaschine den Betriebshof verlässt, sitzt er am liebsten in dem größten Fahrzeug, das die Stadtwirtschaft zu bieten hat. „Das liegt an meinem Körperbau“, sagt er lachend. Die großen Kehrmaschinen werden für die Straßen genutzt, die kleinen für die Geh- und Radwege. Da ist meistens auch ein Vorkehrer dabei, der sich um Hindernisse wie die Bushaltestellen kümmert. Aber auch für die Leerung der Mülleimer im Erfurter Stadtgebiet sind die Mitarbeiter der Straßenreinigung zuständig. Ist man als manueller Reiniger unterwegs, beseitigt man Unkraut oder kehrt zwischen den parkenden Autos.
In der Frühschicht teilt der Meister Thomas und seine Kollegen in die verschiedenen Aufgaben ein. „Wer als Fahrer, Vorkehrer oder manueller Reiniger unterwegs ist, ändert sich täglich. Es wird immer darauf geachtet, dass nicht ein Mitarbeiter zwei Wochen lang das gleiche macht. Denn jeder hat hier so seine Lieblingsaufgaben. Und es gibt natürlich auch Einsätze, die nicht so viel Spaß machen. Ich leere die Mülleimer nicht gern. Das ist mir zu monoton.“
Wo es dann hingeht, ist abhängig vom Wochentag. Die Aufträge zum Reinigen kommen von der Stadt. „Uns wird genau vorgegeben, wann wir wo sein sollen. Wir haben da fertige Listen für jeden Wochentag. Dazu kommen dann Sonderaufträge von beispielsweise Baustellen, Firmengeländen, dem Zoopark oder der Deponie“, so Thomas Kalmring.
Er wünscht sich, dass die Autofahrer mehr Verständnis für ihn und seinen Job hätten. „Ich weiß selbst, dass es lästig ist, so eine große und langsame Kehrmaschine vor sich zu haben. Aber ich mache nur meine Arbeit und wir alle wollen ja eine saubere Stadt. Und mehr gegenseitige Rücksichtnahme wäre toll! Wenn ich nach rechts aus dem Fahrzeug schaue, weil ich dort gerade kehre, muss ich mich darauf verlassen können, dass die Autofahrer, die mich links überholen wollen, vorsichtig sind. Es kann immer vorkommen, dass ich ein für die Autofahrer unvorhersehbares Fahrmanöver machen muss.“
Wie funktioniert so eine Kehrmaschine eigentlich? Thomas Kalmring: „Eine Kehrmaschine ist wie ein überdimensionaler Staubsauger auf Rädern. Es gibt einen großen Behälter, den man sich wie den Staubsauberbeutel vorstellen kann. Ein Lüfter, der durch den Motor des Fahrzeuges angetrieben wird, erzeugt in diesem Behälter einen Unterdruck. Ein Saugrohr führt runter zum Besen, der die Gosse sauber macht. Der Dreck wird so angesaugt und hoch in den Behälter transportiert.“ Damit der Dreck und Staub auf der Straße nicht zu sehr aufwirbelt, wird am Besen Wasser durch kleine Düsen gesprüht. Wenn Thomas Kalmring und seine Kollegen mit der Kehrmaschine dann zur Mittagspause auf den Betriebshof fahren, wird das Wasser in der Maschine nachgefüllt.
Dann geht es wieder raus auf die Straße, bis die Schicht 14:15 Uhr vorbei ist. Nach der Frühschicht bedeutet das für Thomas: Feierabend. In den Wochen, in denen er die Spätschicht hat, startet sein Arbeitstag genau jetzt. Dann heißt es für ihn: Büroarbeit. Dann als Vorarbeiter ist er nun für die Koordination und Organisation zuständig. „Zu Zeiten, in denen ich viel im Büro sitze, merke ich, dass es mir schon manchmal fehlt, mit den Jungs rauszufahren. Denn da gibt es immer Action und es wird auch mal ein Späßchen gemacht. Wenn sehr viel zu tun ist oder jemand krankheitsbedingt ausfällt, bin ich aber auch mal in der Spätschicht mit unterwegs.“
Bis 22:15 Uhr werden jetzt alle Aufträge abgearbeitet, die die Frühschicht nicht geschafft hat. Thomas: „Ich arbeite lieber nachmittags. Da ist es nicht so hektisch wie am Morgen. Wir machen dann das, was übrigbleibt und bereiten schon mal für den nächsten Tag vor. Im Sommer machen wir außerdem nachmittags die Radwege sauber oder beseitigen das Unkraut.“
Was am meisten Spaß an seinem Job macht? „Mit den Jungs unterwegs zu sein, und dass immer was anderes zu tun ist! Und die Kinder zu sehen, die winken und sich freuen. Da winke ich immer zurück, wir müssen ja den Nachwuchs für uns gewinnen!“
Text: Frieda Schmidt
Fotos: Steve Bauerschmidt
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