Erfurt. Kann das wirklich sein, dass ein 1,73 Meter großer Schweizer, der in seinem Steckbrief auf der eigenen Homepage als Hobbys „Fußball, Eishockey, Badminton, Tennis“ angibt, seit so vielen Jahren derart gigantische Shows auf höchsten Niveau liefern kann?
DJ Bobos große Circus-Tour 2014 startete in Berlin. Bis zum 31. Mai 2014 wird er unterwegs sein, Deutschland und die Schweiz bereisen. Wie voll die Messehalle an diesem Abend ist. So voll hat man sie lange nicht gesehen. Ausverkauft war es nicht, aber bis ganz nach oben, bis auf den letzten Rang unter der Decke sind die Stühle besetzt.
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Die Bühne ist ein unheimlicher Koloss. Ein riesengroßer Clown. 15 Meter hoch, 46 Meter breit. Das ist so, weil man nur seinen Oberkörper und den Kopf sieht. Die Breite der Bühne ist also die Armspanne der Figur. Auf der linken Seite scheint die Hand des Clowns auf den Boden zu schlagen. Dort steht die Band von Bobo: Schlagzeuger, Gitarrist und Keyboarder. Nicht mehr. Und auf der rechten Seite der Bühne hält der Clown eine sehr große weiße Geige.
Es kann gar nicht anders sein, als die Show mit dem „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fučík zu eröffnen. Ursprünglich komponierte Fucík das Stück als einen Militärmarsch. Aber heute denken wir sofort an den Zirkus, den amerikanischen Carnival, so alte Jahrmärkte in Amerika um 1910, auf denen Barbershop-Trios auftreten, ein Feuerwerk abgebrannt wird und sich zwei Männer in Weste und Anzug um eine Frau prügeln.
Er steht vor dem Kopf des Clowns, in einer Zirkus-Direktor-Uniform. Die spiegelt und blitzt. Aus dem Bauch des Clowns springen Artisten heraus. Weibliche und männliche Clowns. Harlekins, traurige Clowns. Und dann ertönt endlich der „Einzug der Gladiatoren“ und auf diese Melodie singt DJ Bobo jetzt wieder „Welcome to my crazy circus/ We all do this for just one purpose/ Make you laugh, make you smile/ Make you happy for a while“.
Das Publikum ist außer sich. DJ Bobo wird es später das „ausgeflippteste Publikum der Welt“ nennen. „Sie werden es nicht glauben, wir haben die besten, die waghalsigsten Akrobaten und die lustigsten Clown.“ erzählt er weiter. Und das sollte stimmen. Da sind Männer mit freiem Oberkörper, die perfekt choreographiert mit dreifachem Salto am DJ Bobo vorbeiwirbeln, während bestrapste Damen auf Highheels „we will rock you, stomp to the beat“ singen. Sie haben Körper wie Soldaten. Ausdefiniert. Ins perfekte Licht gerückt.
Es ist ein unglaubliches Spektakel. Wie aus einer Turnhalle werden Ringe aufgebaut. Die Akrobaten schleudern über die Bühne. In Uniformen, die an die fliegenden Äffchen aus der Zauberer von OZ erinnern. DJ Bobos Konzert ist wie eine Mischung aus Zirkus, Opernfestspielen und großem Parteitag. Alles ist auf die letzte Sekunde inszeniert, geprobt und getimed. Die mehrfachen, sogar in Zeitlupe vorgeführten Laolawellen des Erfurter Publikums trugen zur Perfektion bei.
Danach spielt DJ Bobo „Pray“, seinen größten Hit. Inzwischen hat er ein silbernes Jackett an. Das ausgeflippteste Publikum flippt noch mehr aus. Bobo erinnert sich an die glorreichen Zeiten und fühlt sich wie ein Zirkusdirektor, Hochseilartist und Löwe zugleich. Nur der brennende Reifen, der fehlt an diesem Abend aber Feuerfontaine gab es dafür genug.