Auch spätere Umbenennungen werden thematisiert. So wurde die Gasse “Hinter der Judenschule” erst 1939 in “An der Stadtmünze” umbenannt. Diese Auslöschung der Erinnerung an die jüdische Geschichte der Stadt durch die Nationalsozialisten wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht rückgängig gemacht. Ausgehend von diesem Unrecht forderte der Erfurter Stadtführer Roland Büttner in einer Bürgeranfrage 2010 die Rückbenennung der Gasse.
Parallel dazu wurde bereits in der Stadtverwaltung daran gearbeitet, das frühere jüdische Quartier in der Altstadt sichtbarer zu machen. Eingebunden in ein Gesamtkonzept entstand so die Idee, über Straßenzusatzschilder auf die ehemaligen Straßennamen und gleichzeitig die verschiedenen Zeitschichten hinzuweisen.
Dieses Gesamtkonzept wird die einzelnen Orte auch optisch miteinander verbinden und schrittweise umgesetzt. “Wir haben in Erfurt nicht nur das Schatzkästlein Alte Synagoge und die neu eröffnete Mikwe, sondern darüber hinaus ein im Stadtgrundriss und teilweise in der Bebauung noch gut nachvollziehbares jüdisches Viertel, in das diese herausragenden Orte eingebettet sind”, so Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Durch die Schilder wird deutlich: Der Kern der historischen Altstadt, wo sich Touristen und Erfurter Bürger treffen, ist gleichzeitig das ehemalige jüdische Quartier.
Im Rahmen der UNESCO-Bewerbung mit dem jüdisch-mittelalterlichen Erbe ist es notwendig, mit diesem Erbe im öffentlichen Raum sichtbar zu sein. Der für die UNESCO-Bewerbung zuständige Beigeordnete Ingo Mlejnek: “In den Richtlinien zur Welterbekonvention wird gefordert, das Welterbe angemessen zu kennzeichnen und vor Ort darauf aufmerksam zu machen.” Die Anbringung der Zusatzstraßenschilder ist daher ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe.