Zweites Leben für 434 – ein EVAG-Bus wird runderneuert

Zweites Leben für 434 – ein EVAG-Bus wird runderneuert

17. März 2023
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Mario Bauchspieß und sein Team in der Buswerkstatt der Erfurter Verkehrsbetriebe AG hatten eine Mission: Sie wollten einen alten Bus vor der Schrottpresse retten. Dafür schraubten sie in jeder freien Minute an ihrem Mercedes Citaro. Jetzt hatte der Koloss auf acht Rädern seine Jungfernfahrt – Nummer 2.

Es ist ein Freitagnachmittag. In der Buswerkstatt der EVAG herrscht reger Betrieb. Rotweiße Busse fahren ein und aus, Reifen werden getauscht und Scheinwerfer eingestellt. Im hinteren Teil der riesigen Halle fliegen Funken vom Schweißen. „Genau da wird gerade wieder an unserem Herzensprojekt gearbeitet“, sagt Werkstattleiter Mario Bauchspieß und zeigt auf einen Gelenkbus, der scheinbar federleicht auf einer Hebebühne schwebt.

So sieht man einen Bus nicht alle Tage – zum Teil fehlt der Fußboden, der gefaltete, ziehharmonikaartige Verbindungsschlauch (Fachjargon: Faltenbalg) zwischen Vorder- und Hinterwagen ist demontiert. Auch Räder mit Achsen, Seitenverkleidungen und Fahrzeuganbauteile fehlen gänzlich. Mario Bauchspieß: „Der Bus wird zu großen Teilen generalüberholt und fit für die nächsten Jahre gemacht. Begonnen haben wir mit der Arbeit am Ende des Fahrzeuges und bewegen uns langsam zur Front.“

Die Sanierung war nötig. Der Mercedes Benz Citaro mit der EVAG-Busnummer 434 ist in die Jahre gekommen. Seit 2009 ist er in Erfurt und Umgebung unterwegs, hat hunderttausende Menschen sicher ans Ziel gebracht. Die 434 verfügt über 103 Stehplätze, 43 Sitzplätze und 2 Rollstuhlplätze. Aktuell zeigt der Kilometerstand 779.117 km an. Zum Vergleich: der Umfang der Erde beträgt rund 40.000 km. Somit hat der Omnibus umgerechnet fast 20 Mal die Erde umrundet.

Klar, dass man das dem „Schlenker-Bus“ ansieht. „Schlechte Straßen, Regen und Streusalz machen der Karossiere auf Dauer sehr zu schaffen. Somit musste das Fahrwerk einiges über die Jahre einstecken“, sagt Mario Bauchspieß. Deswegen werden Aufhängungen vom Fahrwerk, Karosserieträger und andere Teile instandgesetzt, die in irgendeiner Art und Weise sicherheitsrelevant sind. Kurios ist: Getriebe und Motor laufen nach wie vor ohne größere Instandsetzungsarbeiten, sie müssen auch für die zweite Amtszeit nicht getauscht werden.

Nichts verschwenden, wiederverwenden

Bleibt die Frage, warum dem Bus in liebevoller Kleinarbeit wieder neues Leben eingehaucht wird. Warum nicht einfach einen neuen kaufen? Für Mario Bauchspieß ist die Sache klar: „Alles wird teurer, dazu kommen lange Lieferzeiten bei Neufahrzeugen. Zudem ist der Wunsch nach Gelenkbussen im Fahrdienst für den Einsatz im Linienverkehr sehr groß. Die 434 war noch viel zu gut, um in Rente geschickt zu werden.“ Der Werkstattleiter ist stolz, dass seine Jungs mit so viel Herzblut fast ein ganzes Jahr an dem Projekt gearbeitet haben.

Wenn sie nicht gerade die 434 flottmachen, kümmern sich die Kollegen der Buswerkstatt um die anderen EVAG-Riesen. Unteranderem werden alle Busse der Erfurter Verkehrsbetriebe AG alle drei Monate gewartet. Dabei werden Räder, Fahrwerk und Bremsen überprüft, die Festigkeit der Haltestangen sowie die Sitze für Fahrgäste kontrolliert. Hinzu muss jeder Bus einmal im Jahr zur Abgasuntersuchung mit anschließender Hauptuntersuchung.

„Wenn die 434 das nächste Mal zur Hauptuntersuchung rollt, werden die Prüfer von der DEKRA ihren Augen nicht trauen“, sagt Mario Bauchspieß und lacht. Seit Ende 2022 ist der runderneuerte EVAG-Oldie auch wieder im Linienbetrieb unterwegs. Getreu dem Motto: aus Alt mach Neu – auf die nächsten 20 Erdumrundungen.


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